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Einführung: Anja Laukötter

Für Goebbels war Robert Koch „der Durchbruch zum nationalen Großfilm", ein Beleg für die Behauptung, dass „eine große Idee" – mit „künstlerischen Mitteln zur Darstellung" gebracht – die „breite Masse zu fesseln" vermag und den Kinobesitzern volle Kassen beschert. Bei den Filmfestspielen von Venedig 1939 erhielt er die Coppa Mussolini als bester ausländischer Film, und Steinhoff wurde als „großer Regisseur und Menschenführer" gefeiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg sahen Besatzer und Besetzte das ebenso. Robert Koch wurde nicht als Verbotsfilm eingestuft. Die Wiederaufführung einer um etwa 15 Minuten gekürzten Fassung in Westdeutschland als ein "eindrucksvolles Erlebnis" (Erlanger Nachrichten, 9.5.1951) und als ein „selten erreichter Höhepunkt der deutschen Filmkunst" (Fuldaer Volkszeitung, 27.4.1953) gefeiert. Anfang der 1960er Jahre reagierte man kritischer und sah in einer umgeschnittenen Breitwandfassung einen „Höhepunkt des im Dritten Reich für Propaganda-Zwecke ausgetüftelten ‚Staatsfilms'“. Bezug nehmend auf den in der Originalfassung rot eingefärbten Tuberkelbazillus meinte man, die Wiederaufführung sei tagespolitischen Überlegungen im Kontext des Kalten Krieges zu verdanken. Szenen wie die, in der Virchow seinem jungen Kollegen Koch die Hand reicht, würden Erinnerungen an Potsdam März 1933 wecken. (Kölner Stadt-Anzeiger, 21.7.1963). (hc)