Direkt zum Seiteninhalt springen

Self-Portrait: Window in 47 KM konfrontiert vergangene sozialistische Ideale mit der zeitgenössischen chinesischen Realität. Kernstück des Films ist die ausgreifende biographische Erzählung eines alten Dorfbewohners, der seinen durch Hunger, Dürren und Menschenhandel gezeichneten Lebensweg von der bitteren Vorrevolutionszeit bis zum Tod Mao Zehdongs schildert. Die Äußerungssituation ist dabei nur akustisch präsent, während Zhang Mengqi auf der Bild-Ebene Aufnahmen des schweigenden Alten zeigt und seine Zeugenrede so gegenüber der filmischen Gegenwart in eine andere zeitliche Ordnung delegiert. Diverse Szenen aus dem Dorfalltag legen nah, dass im dokumentarischen Präsens von den revolutionären Hoffnungen des nach wie vor überzeugten Maoisten tatsächlich wenig übriggeblieben ist.

Der bislang letzte Teil des 47km-Zyklus ist zugleich der formal wendigste und erweitert das stilistische Koordinatensystem der Vorgängerwerke um spontane Interview-Passagen und faszinierende Experimentalfilm-Momente, wie etwa eine gespenstische Schattentanz-Performance. (chl)