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Sheriff Teddy

Sheriff Teddy DDR 1957, R: Heiner Carow, B: Benno Pludra, Heiner Carow nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Benno Pludra, K: Götz Neumann, D: Gerhard Kuhn, Günther Simon, Erich Franz, Else Wolz, Helga Göring, Hartmut Reck, 68' · 35 mm SO 03.04. um 16 Uhr Sheriff Teddy gehört zu den Berlin-Filmen aus der Mitte der 1950er-Jahre, die ihr Vorbild, den italienischen Neorealismus, nicht verleugnen. Nahezu zeitgleich zu Gerhard Kleins und Wolfgang Kohlhaases Berlin – Ecke Schönhauser… gedreht, beschreibt auch dieser Film den moralischen Reifeprozess eines Jungen in der geteilten Stadt. Hauptfigur ist der 13jährige Kalle, der mit seinen Eltern aus dem Westen in den Ostsektor zieht. Hier hat der Vater endlich Arbeit, und die neue Wohnung am Arkonaplatz ist auch recht schön. Im Wedding war Kalle Anführer der Teddy-Bande, die ihre Vorbilder aus Groschenheftchen nahm. Im Osten zählt das nicht. Die Schmöker werden vom Lehrer konfisziert, und statt für Cowboys und Tarzan begeistern sich die Schulkameraden für den Rennfahrer „Täve“ Schur. Sheriff Teddy, nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Benno Pludra, soll den jungen Zuschauern die Überlegenheit des Ostens beweisen. Carow nimmt diese Aufgabe ernst, unterläuft die politische Didaktik aber durch kaum geschminkte Bilder der Berliner Realität. Er gesteht seinem kindlichen Helden Gefühle von Einsamkeit, Verlorenheit und Angst zu. Dessen Läuterung vollzieht sich nicht durch die viel beschworene Kraft des Kollektivs, sondern durch die Freundschaft mit einem sensiblen Klassenkameraden. Zunächst von der Kritik gelobt, wurde Sheriff Teddy 1958, nach dem Ende einer kulturpolitischen Tauwetterperiode, ideologisch gemaßregelt: Anstelle eines Außenseiters von „drüben“ wünschte sich die Partei im Zentrum eines DEFA-Films untadelige Jungpioniere. (rs)