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Fünf Wochen lang begleiten Monika Held und Gisela Tuchtenhagen Arbeiterinnen beim ersten Umschulungsprogramm der Bundesrepublik für arbeitslose Frauen im Berufsförderzentrum in Essen, bei dem diese im Elektro- und Metallbereich ausgebildet werden. Während des Unterrichts in Fächern wie Messtechnik und Fachrechnen bewegen sich Monika Held mit dem Mikrofon und Gisela Tuchtenhagen mit der Kamera scheinbar unbemerkt im Klassenzimmer und nehmen die beiläufigen Bemerkungen auf, in denen sich der Lernfrust und die engen Beziehungen untereinander äußern. Einmal die Woche treffen sich die Frauen in einer Kneipe zum gemeinsamen Austausch, den sie auch nach der Ausbildung beibehalten wollen. Denn sich in diesen sogenannten Männerberufen durchzusetzen, braucht Rückhalt, und der ist zuhause bei der Familie nicht selbstverständlich. „Weil ich hier reden kann, wie mir der Schnabel gewachsen ist“.

Die sich öffnenden Frauen berichten von Sexismus, geringem Selbstbewusstsein und von den Schwierigkeiten, sich neben dem Dasein als Mutter und Hausfrau auch noch um die eigenen Schulaufgaben kümmern zu müssen. Über ihre Arbeitsweise sagt Gisela Tuchtenhagen: „Ich bestehe deshalb auf der Methode, mit so geringem Aufwand wie möglich zu drehen, ohne Licht, mit kleinen handlichen Geräten, weil meiner Meinung nach dabei das meiste Filmische herauskommt. Ich glaube, das liegt daran, daß wir uns nicht als Techniker präsentieren, sondern daß man merkt, daß da auch beim Drehen Menschen dahinterstecken. Ich grinse zum Beispiel auch mal hinter der Kamera, wenn ich zuhöre. Ich bin also immer noch ein Zuhörer. Daß ich nicht viel rede, ist ja klar. Ich bleibe doch Gesprächspartner mit der Kamera.“ (Forumsblatt, 8. Internationales forum des jungen films 1978) (fib)