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Zu Gast: Viola Stephan; Einführung: Karl Schlögel

„Wenn ich nach Deutschland komme, sagen sie, ich bin Polin – und hier sagen sie mir, ich bin Deutsche.“ Vor einem Hof stehen drei Frauen und schildern, wie es sich anfühlt, Schlesierin zu sein. Dass die gesamte Familie schon in Schlesien lebte und dass sie immer geblieben seien, wird ausgesprochen, als wäre es noch nie jemandem erzählt worden, als hätte sich nie zuvor jemand für die Biografie dieser Frauen interessiert. Wenn sie abschließend bekennen: „Ich möchte dort sein, nicht hier“, fragt man sich: Wo liegt eigentlich dieses dort? Wo ist hier? Was machen Landesgrenzen mit Menschen und Räumen, die zwischen die historischen Raster fallen? Was ist Schlesien? Eine Region? Ein Lebensgefühl?

Viola Stephan sucht nach dem Schlesien, das zu Zeiten des Kalten Krieges aus dem deutschen und polnischen Bewusstsein ausgegrenzt wurde. Retrospektiv von Geflüchteten und Heimatvertriebenen verklärt, beginnt die Filmemacherin im Dorf Milków in Niederschlesien einen Film zu drehen, um sich der Frage zu widmen, welche Geschichte die Menschen dort selbst über Schlesien erzählen würden. (vb)

Wir zeigen die digitale Restaurierung von 2025.

Karl Schlögel ist Historiker, Essayist und einer der renommiertesten Kenner Osteuropas. Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Im Oktober 2025 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Ślask–Schlesien