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Für ihre bis dato vorletzte Arbeit kehrte Ji Dan während den Olympischen Spielen 2008 in ihren Heimatort Harbin zurück. Im Fokus des tristen Stadt-Porträts stehen zwei Familien, die nicht nur geographisch durch einen monumentalen Wendeltreppen-Übergang, sondern auch durch deutliche Klassenunterschiede voneinander getrennt sind.

Bemerkenswert kongruent scheinen die Charaktere einer Mutter, die mit ihrer Tochter in einem wohlstandsgesättigten Hochebenen-Apartment wohnt, und eines älteren Mannes, der am Ende des Plateaus mit Frau und Sohn unter weitaus prekäreren Zuständen lebt, jedoch im Hinblick auf ihre tiefsitzende Frustration – gegenüber einer konfliktreichen chinesischen Gegenwart im Allgemeinen und dem unverstandenen eigenen Nachwuchs im Speziellen.

Das unversöhnliche Gesellschaftsbild, das Spiral Staircase of Harbin zeichnet, könnte dabei kaum weiter entfernt sein von jenen staatsoffiziellen Inszenierungen nationaler Einheit und sozialer Harmonie, die ihrerzeit die Sommerspiele in Peking flankierten. (chl)