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Stück für Stück

Stück für Stück BRD 1962, R: Peter Lilienthal, B: Benno Meyer-Wehlack, K: Wolf Wirth, D: Eva Brumby, Jens-Peter Erichsen, Heinz Schubert, Max Haufler, Lili Schönborn-Anspach, 67’ · Digital SD SO 28.10. um 18 Uhr · Einführung: Jan Gympel Der bis 1965 längste Film von Peter Lilienthal (geb. 1929) war eine Auftragsproduktion Hansjürgen Pohlands für den Südwestfunk. Während Lilienthal bald darauf Ruhm erlangte als wichtigster Avantgarderegisseur des deutschen Fernsehens, enthielt er sich hier noch ganz jener „Manierismen“ und teils surrealistisch angehauchten Spielereien, die ihm gern angekreidet wurden. Stattdessen entstand ein exemplarischer „Jungfilm“, der nur deshalb von der Filmgeschichtsschreibung weitgehend ignoriert wird, weil er ausschließlich im Fernsehen zu sehen und entsprechend schwer verfügbar war: Von der Geschichte wie den Bildern her ganz der Wirklichkeit verbunden, insbesondere dem Alltag der „kleinen Leute“. Nicht ohne Sinn für Tragikomik schilderte der renommierte Autor Benno Meyer-Wehlack (1928-2014) den Versuch einer geschiedenen Mutter, ihrem einzigen Sohn den Wunsch nach einem Rennrad zu erfüllen. Da der schlechtbezahlten, doch unerschütterlich optimistischen Angestellten das Geld fehlt, um das Gefährt zu erwerben, verfällt sie mit dem auf­geweckten Zwölfjährigen auf die Idee, es stückweise anzuschaffen und dann zusammenzubauen. Durchkreuzt wird dieser Plan von einem Kollegen der Mutter, der mit besten Absichten ein Motorrad stiehlt und verkauft. In dieser Rolle eines etwas simpel gestrickten Hilfsarbeiters überzeugte Heinz Schubert, bis zum Mauerbau Mitglied des Berliner Ensembles und hier noch weit entfernt vom später übermächtigen „Ekel Alfred“-Klischee. Wolf Wirth fotografierte in seinem bewährten Stil: fließende, mit Handkamera gedrehte Einstellungen, Einblicke in und Totalen von Räumen, Draufsichten, Portraitaufnahmen mit verkanteter Kamera. In der Gegend rund um die Otto-Suhr-Allee, damals noch schwer vom Krieg gezeichnet, fand er außerdem eine Vielzahl verwaister Grundstücke und Brandwände, wie er sie immer wieder gern ins Bild rückte. Als Assistenten standen ihm zwei junge Männer zur Seite, die später ebenfalls berühmte Kameramänner werden sollten: Petrus Schloemp und Jürgen Jürges. (gym) Mit freundlicher Genehmigung des SWR