Tanz auf der Kippe
Tanz auf der Kippe
D 1991, R/B/K: Jürgen Brauer, SZ: Jurij Koch, M: Ralph Hoyer, D: Dagmar Manzel, Frank Stieren, Winfried Glatzeder, Eberhard Kirchberg, Christa Pasemann, 97' · 35mm
FR 28.09. um 18.30 Uhr · Einführung: Mirko Wiermann
Eine Parabel über Ehrlichkeit und Opportunismus, Reglementierung und Aufbegehren, Kompromisslosigkeit und Konformismus: In der Nacht der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR wird der 17-jährige Gerat Lauter auf einer Mülldeponie zusammengeschlagen und verliert sein Augenlicht durch eine Hornhautverätzung. In Rückblenden erzählt Tanz auf der Kippe, wie es dazu kam. Gerat, der bedingungslos um Ehrlichkeit und Wahrheit ringt, eckt in einer auf Anpassung ausgerichteten Gesellschaft allerorts an. Nach mehreren gescheiterten Bewerbungen um eine Lehrstelle überwirft er sich mit seinem opportunistischen Vater. Er verliebt sich in seine Lehrerin Claudia, die sich allerdings nicht entscheiden kann zwischen Gerat und ihrem Mann, der auf einem alten Gasometer arbeitet. Schließlich findet Gerat eine Stelle in der Stadtwirtschaft als Müllfahrer. Als er versucht, den Verkauf des Gasometers als Altmetall in den Westen zu verhindern, spitzt sich die Lage zu.
Tanz auf der Kippe, von Jürgen Brauer nach der Erzählung Augenoperation von Jurij Koch geschrieben und zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung inszeniert, seziert metaphorisch überhöht die Hintergründe der Dekonstruktion des Landes DDR: Auf die Aussage des Chefideologen Karl-Eduard von Schnitzler im Fernsehen, „wie wir mit allen Problemen immer wieder fertig geworden sind“, kann Brauers Kamera, ihrem Protagonisten folgend, nur mit einem weiten Schwenk über die Müllhalde antworten. (mw)