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Tel Aviv – Berlin

Tel Aviv – Berlin IL 1987, R/B: Tzipi Trope, K: Gadi Danzig, D: Zohar Aloni, Anatol Constantin, Yosef Carmon, 90’ • 16mm, OmeU DO 24.05. um 20 Uhr + SO 27.05. um 18 Uhr Benjamin stammt aus Berlin, wird nach Auschwitz deportiert, kann von dort entkommen und kommt 1943 in Tel Aviv an. Er heiratet Lea. Zusammen bekommen sie eine Tochter und bauen sich ein gemeinsames Leben auf. Als nach dem Ende des Krieges mehr und mehr Holocaust-Überlebende nach Palästina gelangen, wird seine Identität brüchig, verehrt er doch noch immer die deutsche Kultur, hört Schubert und Mahler, und spricht wie aus Trotz Deutsch, wenn die hebräischen Radiosender Nachrichten über die Kämpfe der Haganah senden. Doch als er unter den Neuankommenden einen ehemaligen Kapo aus Auschwitz entdeckt, verharrt er nicht länger in der Attitüde des Außenseiters, er sinnt auf Rache. Regisseurin Tzipi Trope gehört der sogenannten „zweiten Generation“ an, den Kindern von Holocaust-Überlebenden, die bereits in Israel geboren sind und einen eigenen Zugang zum Trauma suchen. Benjamin hat Berlin nicht ganz verlassen, kommt in Tel Aviv nicht an. Wie ein Geist streift er in Anzug und Fliege durch die von kriegerischen Auseinandersetzungen gezeichnete israelische Stadt, als ob es die Straße Unter den Linden wäre. Unheimlich wirklichkeitsfremd wirkt seine Wohnung. Benjamins Verhältnis zur Geschichte ist ebenso komplex wie Tropes Inszenierung, in der sich Realität und Irrealität ineinander verschachteln. (sa)