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Thamar, das Kind der Berge

Thamar, das Kind der Berge D 1924, R: Robert Dinesen, B: Curt J. Braun, Rolf E. Vanloo, K: Sophus Wangøe, Bauten: Willi A. Herrmann, D: Lya de Putti, Anton Pointner, Paul Otto, Alfred Haase, Harry Hardt, 68‘ · 35mm, dt. ZT MI 21.11. um 20 Uhr · Begleitet von Günter A. Buchwald (Klavier und Violine) Vorprogramm Bilder aus Insel-Indien D 1928, R: Lola Kreutzberg, 12‘ · 35mm Auf einem Schimmel sitzend, in schwarzen Stiefeln und mit einer Reitgerte unterm Arm: Lya de Putti begegnet uns in den ersten Bildern von Thamar von oben herab, selbstbewusst, mit feurigem Blick. Sie spielt die Schwester eines adligen Grundbesitzers in Bosnien, in dessen Land die Auto-Kolonne der amerikanischen Standard Oil Company vordringt, um neue Ölquellen zu erschließen. Tradition und Moderne stoßen funkenschlagend aufeinander, es geht um Macht, Geld, Autonomie. Und natürlich um Liebe und Eifersucht. Als ihr Bruder getötet wird, schwört die junge Frau Rache. Thamar steht 1924 am Anfang einer Reihe von Filmen, in denen sich die Ungarin Lya de Putti (1897-1931) unter der Regie des Dänen Robert Dinesen innerhalb kürzester Zeit zu dem Vamp des Weimarer Kinos entwickelt. Neben ihr sind Mitte der 1920er Jahre noch zahlreiche andere ungarische Filmschaffende in Deutschland tätig, die –meist über die Zwischenstation Wien – nach Berlin kommen. Dazu zählen die Regisseure Sándor (Alexander) Korda und Géza von Bolváry, die Autoren Béla Balázs und János (Hans) Székely, die Kameraleute Arpád Virágh und Míklos (Nicolas) Farkas sowie der Komiker Sz?ke Szakáll. Lya de Putti (die selbst adliger Abstammung war) erreicht ihren größten Erfolg 1925 mit Varieté in der Rolle einer Frau, die süß ausschaut, deren unstillbare sexuelle Gier die Männer aber ins Verderben stürzt. Der Film geht um die Welt. Nur ein Jahr später verpflichtet sie ihr Landsmann Adolph Zukor, der Chef des Paramount-Studios, nach Hollywood. In seinen Bann geschlagen hatte der Star das Publikum schon zuvor: „Der Film Thamar kann es mit den Höchstleistungen Amerikas voll und ganz aufnehmen. Nicht das geringste Verdienst hierbei kommt der entzückenden Frau Lya de Putti zu, deren seelenvolles Spiel dem Film eine besonders wertvolle Note gibt. Wir (…) können mit freudiger Genugtuung feststellen, daß sie eine der schönsten, genialsten und in ihrer ungekünstelten Natürlichkeit anmutigsten Schauspielerinnen der Welt ist. Sie hat den Amerikanerinnen zweifellos die Seele des Spiels voraus, und das ist gerade das Moment, welches zu den Herzen der Beschauer spricht.“ (Reichsfilmblatt, 19.4.1924) (ps) Wir zeigen eine Filmkopie aus der Sammlung der Deutschen Kinemathek.