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Auch in Afrika herrscht zwischen 1914 und 1918 Krieg. In der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika, die ein Gebiet von Tansania bis Mosambik umfasste, kämpfen Kolonialsoldaten unter dem Kommando deutscher Offiziere gegen die Verbündeten Großbritanniens, Belgiens und Portugals. Hunderttausende junge Afrikaner werden als Träger zwangsverpflichtet, weite Landstriche verwüstet und zahllose Bewohner der Kolonien durch kriegsbedingte Hungersnöte und Epidemien getötet.

Von all dem ist in John Hustons mal tragikomischem, mal parodistisch eingefärbtem Abenteuerfilm The African Queen wenig zu spüren: Erzählt wird von einer Frau und einem Mann, die sich in einem klapprigen Dampfschiff über unerforschte Flüsse zum Tanganjikasee durchschlägt, um dort ein deutsches Kriegsschiff zu versenken. Katharine Hepburn als englische Missionarin, die vom eigenen Patriotismus überrascht wird, und Humphrey Bogart als bärbeißiger, am Krieg zunächst vollkommen desinteressierter Kapitän, bilden dieses gegensätzliche Paar, das erst langsam zusammenfindet, dann aber unschlagbar wird. Nie waren Hepburn und Bogart besser in Form als hier! Und so hat die in Uganda gedrehte Adaption von C.S. Foresters Roman aus dem Jahr 1935 mehr mit einer Screwball Comedy als einem Kriegsfilm gemeinsam.

Als The African Queen Jahre später in einer stark bereinigten Version auch in der Bundesrepublik herauskommt, schreibt Dietrich Kuhlbrodt im Oktober 1958 in der Filmkritik über die Helden: „Sie will das Ziel, ‚um dem Vaterland in der Stunde der Not beizustehen’. Er will den Weg: ‚dem Tod die Stirn zeigen – das ist meine Devise’. Dazu haben beide reichlich Gelegenheit: durch Stromschnellen stürzend, von Blutegeln besaugt, von Moskitos zum Wahnsinn getrieben, in giftigen Sümpfen verirrt, aber die Züge angesichts jeder neuen Lebensgefahr freudig-grimmig verklärt, winkt ihnen am Ende eigentlich nur versehentlich Heirat, Erfolg und Rettung.“ (ps)