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The Halfmoon Files

D 2007, R: Philip Scheffner, 87’ · Beta SP, OmU „Es war einmal ein Mann. Er geriet in den europäischen Krieg. Deutschland nahm diesen Mann gefangen. Er möchte nach Indien zurück. Wenn Gott gnädig ist, wird er bald Frieden machen. Dann wird dieser Mann von hier fortgehen.“ Diese Sätze, gesprochen von Mall Singh, einem Kolonialsoldaten aus der britischen Armee, werden in Wünsdorf südlich von Berlin am 11. Dezember 1916 in einen Phonographentrichter gesprochen, in Wachs geritzt und auf eine Schellackplatte gepresst. In Wünsdorf existiert im Ersten Weltkrieg das sogenannte Halbmondlager, wo 30.000 muslimische Araber, Inder und Afrikaner interniert sind, die auf Seiten der Briten und Franzosen gekämpft haben und die man nun zur Rebellion gegen ihre alte Kolonialmacht bewegen will. Die vielen Gefangenen, die aus ganz unterschiedlichen Kulturen stammen, ziehen auch Anthropologen und Linguisten an, unter ihnen Wilhelm Doegen, der Tonaufnahmen der verschiedenen Sprachen macht. 90 Jahre später fand der Filmemacher Philip Scheffner im Lautarchiv der Humboldt-Universität die Aufnahme von Mall Singh. Er begann, Spuren dieses Mannes zu suchen, von dem er – außer seiner Stimme und seinem Namen – zu Beginn nichts wusste. Dass wir später von Mall Singhs Heimkehr erfahren, ist nur eine Facette von Scheffners faszinierendem filmischen Essay. „The Halfmoon Files wandeln sich (...) zu einer subtilen Studie über den Zusammenhang von Militär, Wissenschaft und dem Umgang mit Fremden in Deutschland, um schließlich in die Frage nach der Erzählbarkeit von Vergangenem überhaupt zu münden: Hier das Dokument, dort der Zusammenhang, den man suchen muss.“ (Peter Uehling, Berliner Zeitung, 20.9.2007) (ps) Filmprogramm im Rahmen der Konferenz „Europäische Erinnerungskulturen“ des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) am 16. und 17. Dezember 2014. Die Veranstaltung wird gefördert vom Auswärtigen Amt. SO 07.12. um 16 Uhr