Zwei formal unterschiedliche Filme, die den Bergbau in kritischen Augenschein nehmen und zu ähnlich düsteren Ergebnissen gelangen. Zunächst Wang Bings Coal Money, in dem die alles beobachtende Kamera sich in die Staubwolke der LKW-Straße zwischen den nordchinesischen Kohleminen Shanxi und Hebei und der Hafenstadt Tianjin begibt. Dort kämpfen verstreute Existenzen ums Überleben im Kapitalismus chinesischer Prägung. „Coal Money entwirft ein düsteres Bild der Privatisierung, als wäre sie etwas, das alle Transaktionen unter unnachgiebigen Druck setzt, ohne faktischen Wohlstand zu schaffen. Ein endloser Verteilungskonflikt, der Gewinner hat, die nicht ins Bild finden, Profiteure, die man nicht sieht.“ (Simon Rothöhler, Cargo, September 2009).
An Injury to One dagegen schreibt aus marxistischer Perspektive die Geschichte der Kupferstadt Butte in Montana als melancholischen Agit-Folk um. Intelligent zeigt der Film, wie die mit der Gewerkschaft kollidierenden kapitalistischen Interessen zu verheerenden Umweltkatastrophen führten. Wilkerson nutzt Text, Archivaufnahmen, Musik, politische Analyse und selbst gedrehte Aufnahmen für eine erstaunliche revisionistische Geschichtsstunde. Für beide dezidiert mit den Unterdrückten solidarischen Filme gilt der dem Motto der Industrial Workers of the World entliehene Titel Wilkersons: An injury to one is an injury to all. (ph)
Weitere Notizen von Tilman Schumacher zu Tong Dao und Ronny Günl über An Injury to One auf Jugend ohne Film
Tong Dao
R/B/K: Wang Bing, S: Catherine Rascon, 53’
An Injury to One
R/B/K/S: Travis Wilkerson, 53’