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Eröffnung der Retrospektive · Einführung: Ralf Schenk

Gedreht zwischen Juli und November 1943, mit Nachaufnahmen im Sommer 1944, wird Via Mala von Propagandaminister Goebbels „wegen seines düsteren Charakters“ für eine Premiere während des Krieges zurückgestellt. Die DEFA schneidet 1947 ohne Mithilfe des Regisseurs eine eigene Fassung, die Josef von Baky später aber ablehnt.

Via Mala ist ein Opus über Tyrannenmord, Schuld und Sühne. Ein trunksüchtiger Sägemüller in einem abgelegenen Felsental, der seine Familie in strengster Fron hält und auch körperlich züchtigt, verschwindet eines Nachts spurlos. Jeder glaubt, der andere habe ihn ermordet, doch keiner wagt, darüber zu reden. Alle tragen Schuldgefühle mit sich, jeder hat ein schlechtes Gewissen. Dem ersten Anschein nach kommentiert der Film, im Gewand einer Bergsaga, die mörderischen Verstrickungen der Deutschen und die Unfähigkeit, damit umzugehen. Doch das Drehbuch von Thea von Harbou verwischt die Parabel ins Ungefähre und kehrt den gleichnishaften Ansatz ins Sentimentale um. Der kollektive Vatermord, auf den John Knittel in seiner Romanvorlage noch abzielte, hat hier nie stattgefunden.

Der Spiegel berichtet von langen Schlangen vor den Kinos im Berliner Sowjetsektor und resümiert, der Film rieche nach Blut und Boden-Ideologie (Heft 4/1948). Dazu passt der letzte Satz der Tyrannenwitwe: „Gott verzeihe ihm und uns.“ (rs)