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Vtáckovia, siroty a blázni / Vöglein, Waisen und Narren

Vtáckovia, siroty a blázni Vöglein, Waisen und Narren CSSR/F 1969, R: Juraj Jakubisko, B: Juraj Jakubisko, Karol Sidon, K: Igor Luther, D: Philippe Avron, Magda Vášáryová, Jirí Sýkora, Míla Beran, Mikuláš Ladižinský, 78‘ · 35 mm, OmU FR 23.09. um 19 Uhr + SA 24.09. um 21 Uhr Der einzige slowakische Regisseur der Nová vlna, dessen Schaffen bis heute ein gewisses internationales Renommee besitzt, ist Juraj Jakubisko – wahrscheinlich, weil seine gestalterische Prallheit und seine Lust an einem ausufernden, gern allegorischen Erzählen gemeingängigeren Vorstellungen entspricht. Wo Havetta oder Hanák selbst in ihren wirrsten Momenten noch eine gewisse Bodenhaftung, ein Grundvertrauen in die Wirklichkeit haben, hebt Jakubisko steil ab und verweilt kreiselnd im Wolkenkuckucksheim seiner Phantasie. Vtáckovia, siroty a blázni ist sein verstiegendstes und packendstes Werk: Eine Parabel über das Leben nach einem Krieg – realisiert kurz nach dem Einmarsch einer sowjetisch geführten Warschauer Pakt-Armee in Prag 1968. Drei Kriegswaisen leben in der Ruine einer Kirche. Um sie herum herrschen Leere und Gleichgültigkeit. Diesem Überlebenszynismus wollen sich die drei Waisen mit einer fast absurden Lebensfreude widersetzen. Als das Dreieck Gleicher in ein Paar und einen Einsam-Sehnenden zerfällt, wird aus den kindlichen Spielen blutiger Ernst. Vtáckovia, siroty a blázni gelangte zwar kurz in die Kinos, verschwand dann aber im Regal. Jakubisko hielt sich in den dunkelsten Jahren der „Normalisierung“ mit Dokumentarfilmen über Wasser. Mittlerweile stehen ihm für seine Projekte vergleichsweise große Budgets zur Verfügung – so ändern sich die Zeiten. (om)