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Wenn ich Chef wäre ...

Wenn ich Chef wäre ... BRD 1962, R: Hansjürgen Pohland, B: Wolfgang Neuss, K: Wolf Wirth, D: Wolfgang Neuss, Veronika Beyer, Otto Matthies, 36’ · 35 mm Dieser Mann und Deutschland BRD 1967, R: Hansjürgen Pohland, Heinz von Cramer, B: Heinz von Cramer, K: Robert van Ackeren, D: Gisela Trowe, Roma Bahn, Herbert Fleischmann, Walter Jokisch, 53’ · DigiBeta In der ersten Hälfte der sechziger Jahre versuchte Wolfgang Neuss, seine Filmkarriere zu forcieren. Natürlich wurde der Berliner auch bei Pohland vorstellig und spielte später in Die Tote von Beverly Hills und in Katz und Maus Hauptrollen. Wenn ich Chef wäre ... war eine Auftragsproduktion des DGB, der ursprünglich mit einem zirka zwanzigminütigen Film fürs Fernseh-Vorabendprogramm darauf hinweisen wollte, wie wichtig zur Erhaltung der Arbeitskraft ausreichende Erholung in Gestalt von Pausen und Urlaub ist. Neuss gelang es, das Projekt als Drehbuchautor und Hauptdarsteller zu einem typischen Neuss-Vehikel umzuformen, welches wohl nicht unbedingt den Vorstellungen der Gewerkschaftsfunktionäre entsprach. Auch die Oberhausener Kurzfilmtage 1963 mochten den Film nicht zeigen. Fernsehsender und Verleiher zeigten sich ebenso ungnädig, weshalb er kaum aufgeführt wurde und – völlig zu unrecht – in Vergessenheit geraten ist. Dieser Mann und Deutschland behandelt, in Form eines fiktiven, rückblickenden Dokumentarfilms, den Fall Kurt Lichtenstein (hier „Hans-Otto Werdenfels“ genannt): Ein alternder Kommunist (im Film aus dem Ruhrgebiet stammend) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg weder in West- noch in Ostdeutschland heimisch. Nachdem er die DDR, in die er zwischenzeitlich gegangen war, wieder verlassen hatte, schlug er sich in der Bundesrepublik mühsam als Journalist durch. Endlich erhielt er einen lukrativen Auftrag: Eine Reportagereise entlang der innerdeutschen Demarkationslinie. Dort wurde er von DDR-Grenzern erschossen. Das Opfer tritt nur durch Photos und eine Tonbandaufnahme in Erscheinung, zum größten Teil besteht der Film aus Aussagen von Weggefährten und Zeitzeugen. Die unaufgeregte Reflexion über die deutsche Frage, den offiziellen Umgang mit ihr und die allgemeine Entwicklung Nachkriegsdeutschlands entstand, mit einem bemerkenswerten Aufwand an – auch prominenten – Darstellern, für das dritte Fernsehprogramm des WDR. Sie ist wenig beachtet und ebenfalls nahezu völlig vergessen worden. (gym) SO 07.12. um 20.30 Uhr + FR 19.12. um 21 Uhr