Direkt zum Seiteninhalt springen

West-Berlin: Stadterneuerung oder Stadtzerstörung?

Die gemordete Stadt. Abgesang auf Putte und Straße, Platz und Baum BRD 1965, R: Manfred Durniok, B: Ulrich Conrads, 43’ · Blu-ray Stadterneuerung Berlin – Beispiel Wedding BRD 1966, R: Wolfgang Kiepenheuer, 24’ · 16 mm Berlin – Kreuzberg BRD 1968 R: Wolfgang Kaskeline, 9’ · Blu-ray Berlin-Buckow-Rudow – ein neuer Stadtteil BRD 1968, R: Peter Cürlis, 23’ · Blu-ray FR 22.07. um 18.30 Uhr + SO 24.07. um 20.30 Uhr · Einführung: Jeanpaul Goergen Am Beispiel von West-Berlin beklagt der Architekturkritiker Ulrich Conrads den „Mord an der Stadt“. „Putzsüchtiger Modernisierungswille“ sowie „nüchternes Kalkül und missverstandene Fortschrittlichkeit“ zerstörten den überlieferten ornamentalen Zierrat der Fassaden. Im Krieg nicht oder nur kaum beschädigte Gebäude würden ihren historischen Charakter verlieren, die derart gereinigten Fassaden keine Geschichte mehr erzählen. Die neuen Schlafstädte seien nicht im Stande, städtisches Lebensgefühl zu vermitteln. Desillusioniert konstatiert Conrads: „Die trostlosen Hinterhöfe von Gestern wurden abgelöst von den sterilen Wohnsiedlungen des Heute.“ Sein Film Die gemordete Stadt (1965) nach Motiven des ein Jahr zuvor erschienenen gleichnamigen Buches von Elisabeth Niggemeyer, Wolf Jobst Siedler und Gina Angress ist ein wehmütiges Plädoyer für urbanes Leben in der Großstadt, verbunden mit der Hoffnung auf eine neue Stadt, in der man leben und die man lieben kann. In Stadterneuerung Berlin – Beispiel Wedding (1966) weisen auch die Architekten Jan und Rolf Rave darauf hin, dass durch neue Siedlungen das Unverwechselbare der Städte verloren gehen kann. 1968 porträtiert Wolfgang Kaskeline den alten Arbeiterbezirk Kreuzberg als Spielwiese für Individualisten. Im gleichen Jahr zeigt Peter Cürlis, wie mit der Gropiusstadt ein ganz neuer Stadtteil von Berlin entsteht. (jg)