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1972 will Werner Schroeter mit etwas Geld vom deutschen Fernsehen eine „strukturalistische Arbeit über die Monroe-Bilder von Warhol“ machen. Er landet allerdings nicht in Hollywood, sondern in einer Geisterstadt am Rande der Mojave-Wüste. Und seine Diven heißen auch nicht Monroe, sondern Magdalena Montezuma, Christine Kaufmann und Ila von Hasperg. Quasi im Abglanz der Traumstadt dreht Schroeter im „brüllenden Sonnenlicht, das im eigenartigen Widerspruch zur düsteren Verfassung der Leute“ (Interview mit Dietrich Kuhlbrodt, 2010) scheint, grelle Tableaus einer rein weiblichen Machtkonstellation, die entfernte Ähnlichkeit mit Fassbinders Petra von Kant-Personal hat: Eine Herrin (Montezuma) umwirbt erfolglos ihr unnahbares Liebesobjekt (Kaufmann), während die Dienerin (von Hasperg) stumm unter der Situation leidet.

Die Männer, die dieses schräge Gleichgewicht stören, werden ins Innere der von den Frauen bewohnten Gaststätte gelockt und ermordet. Beinahe eine Westernvariation des Bomberpilot, in dem drei ehemalige Nazi-Vamps im Nachkriegsdeutschland scheitern, allerdings auf ausgestellt empfindlichem Filmmaterial, das schon auf den ersten Metern vom kalifornischen Licht zerfressen wird. Camp-Bilder von behaupteter Größe – mehr Hollywood war nie im deutschen Avantgardefilm. Danach hat Schroeter keine Lust mehr auf brotlose Kunst. Er geht auf die italienischen Straßen und dreht mit Laien Neapolitanische Geschwister. Ein Fernsehredakteur muss später seinen Angestellten erklären: „Sehen Sie denn nicht, dass der Herr Schroeter uns ein Geschenk gemacht hat?“ (jak)