Im Fokus
Der Kameramann und Filmemacher Dieter Chill
Seit Jahrzehnten erfasst der Kameramann und Filmemacher Dieter Chill aktuelle gesellschaftliche Zustände und legt Perspektiven auf Vergangenes und Zukünftiges frei. Einige seiner Filme waren bereits im Zeughauskino zu sehen – etwa die in Zusammenarbeit mit dem Dokumentarfilmemacher Gerd Kroske entstandenen Kameraarbeiten Vokzal – Bahnhof Brest (1994), Kehrein, Kehraus (1997) und Autobahn Ost (2004). Nunmehr bietet eine zweitägige Werkschau die Gelegenheit, das für Einzelschicksale und zugleich außergewöhnliche Zeitereignisse sensible Dokumentarfilmschaffen Chills näher kennenzulernen und so auf 40 Jahre deutsch-deutsche Filmgeschichte zurückzublicken.
Zwei Themenkreise, die Chills filmische Arbeiten prägen, stehen im Zentrum: Zum einen dokumentarische Porträts unterschiedlicher Persönlichkeiten, deren Biografien Vorstellungen von der Komplexität – und Abgründigkeit – deutscher Geschichte und Gegenwart vermitteln. Es sind die Lebensläufe verfolgter Jüdinnen und Juden in Deutschland oder von Künstlern, die in den Zeitumständen, in denen sie lebten, gefährdet waren.
Zum anderen drehen sich Chills Film- und Kameraarbeiten um Konflikte und Widersprüche, die die deutsche Umbruchszeit von 1989 und ihre Folgen in den Fokus nehmen: Mehrstimmige Gesellschaftsbilder, unerschrockene Bestandsaufnahmen mit Respekt für die Sicht des Einzelnen; nicht weniger als dokumentierte Ab-, Um- und Aufbrüche. Wir freuen uns darauf, teils selten aufgeführte Filme gemeinsam wiederzuentdecken und mit Dieter Chill, der an beiden Tagen anwesend sein wird, ins Gespräch zu kommen. (Tilman Schumacher)