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Das lichtdurchflutete Berlin von Menschen am Sonntag ist in Siodmaks zweitem Film einem brillant gespielten und inszenierten Kammerspiel gewichen: „Die weite Welt liegt so entfernt dem Milieu dieses Films, daß wir nicht einen Augenblick ein Stück Himmel, einen Baum, eine Straße sehen, sondern immer und immer die engen, dumpfen, muffigen Zimmer und Korridore in der Berliner Kleinleute-Pension Weber. Wir bekommen nichts zu sehen als diese Zimmer und die zehn Menschen, die darin wohnen, und als einziges Geschehnis: den Abschied eines jungen Mannes (…) von seiner kleinen Freundin, gegen die er, nach drei glücklichen Liebesjahren, in der letzten Stunde mißtrauisch wird. Robert Siodmak (…) hat nun in Abschied am stärksten von allen bisherigen Regisseuren erfaßt, wie sehr und wodurch der Tonfilm vom stummen Film und Theater sich scheidet. (…) Da werden Menschen unbarmherzig herangeholt in filmischen und akustischen Großaufnahmen. Man erlebt eine sadistisch-spielerische Liebesszene des Pärchens, dann sieht man nur ein Tischstilleben mit abbrennender Zigarette und hört dazu den Dialog der Liebenden, die man nicht mehr sieht, aber dafür umso deutlicher in der Phantasie schaut.“ (Kurt Pinthus, Tempo, 26.8.1930). Auch im Umgang mit der Musik gelingt es Siodmak in seinem ersten Tonfilm auf Anhieb, die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Ein Jahr nach der Premiere brachte die Ufa den Film noch einmal in die Kinos, ergänzt um einen Epilog, der nicht von Siodmak stammt. (fl)