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Aferim!

Aferim! RO/BG/CZ/FR 2015, R: Radu Jude, B: Radu Jude, Florin Lazarescu, K: Marius Panduru, D: Teodor Corban, Mihai Comanoiu, Cuzin Toma, 108' · Blu-ray, OmeU SA 30.03. um 21 Uhr Ob man sich ihrer in zweihundert Jahren noch erinnern würde und wie sie einem den Weg geebnet hätten, fragt Constandin, der Sprichworte sprühende Gendarm und Steuereintreiber, der mit seinem heranwachsenden Infanteristensohn Ionita rittlings das lichte Gestrüpp der walachischen Ebene teilt, behäbig, am frondienstreichen Kloster, an der flusswärts campierenden Roma-Familie und am herzzerreißenden Sklavenmarkt vorbei. Ein Roadmovie, das 1835 spielt, ein autochtoner Western: die Diener des abstrakten Gesetzes, dem Bojaren und seinem Recht noch untertan, dessen flüchtigen Leibeigenen Carfin jagend – Carfin, die Krähe, wie alle Krähen, sprich: Zigeuner, unfrei geboren, aber als Seelenmensch über dem Juden stehend, wie der orthodoxe Pope am Wegrand in weltumspannender Tirade predigt. Es steckt, szenisch, linguistisch, dialektologisch, die ganze alte rumänische Literatur im Drehbuch, darunter die größten, Anton Pann, Ion Budai-Deleanu, Vasile Alecsandri und Ion Creanga, und in Carfils Erzählung von der Verführung durch seine Herrin ein Stück des Dekamerons, muntenisch verkleidet und nach Divan riechend, wie Mitchievici schreibt. Pandurus brillante Schwarz/Weiß-Fotografie bleibt bei Constandin und seinem Recht, als dieses mit Carfin gebrochen wird, hier kehrt keiner unbeschadet heim. (ir)