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Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder

BRD 1967, R: Ulrich Schamoni, B: Michael Lentz, Ulrich Schamoni, K: Wolfgang Treu, M: Hans Posegga, D: Hans Dieter Schwarze, Sabine Sinjen, Ulla Jacobsson, Johannes Schaaf, Hans Posegga, Rosemarie Fendel, 86’ · DCP SO 10.11. um 21 Uhr + FR 15.11. um 19 Uhr · Einführung am 10.11.: Jan Gympel · Einführung am 15.11.: Volker Jakob In seinem zweiten abendfüllenden Film setzte sich Ulrich Schamoni mit dem westfälischen Münster auseinander, in dem er wichtige Jahre seiner Jugend verbracht hatte, als es noch eine konservative, erzkatholische Provinzstadt war. Zur Seite stand ihm der Autor Michael Lentz, der, Jahrgang 1926, einer anderen Generation angehörte, Schamoni aber nichtsdestoweniger zum lebenslangen Freund wurde. Wie Lentz ist die Hauptfigur der Tragikomödie ein Angehöriger der Flakhelfergeneration, inzwischen erfolgreicher Werbetexter, der zu Weihnachten wie jedes Jahr aus Frankfurt am Main zu seiner Ex-Frau und den gemeinsamen Kindern nach Münster reist. Diesmal ist allerdings seine junge Geliebte dabei, die unbedingt mitkommen wollte, was natürlich – noch sind die Sitten streng – niemand wissen darf. Also verbringt sie wesentliche Teile der Feiertage im Hotel oder indem sie durch die Stadt streicht, derweil er das Pflichtprogramm absolviert und Entscheidungen aus dem Weg geht. Das sanft sarkastische Portrait einer ausgebrannt wirkenden Generation und einer erstarrten Provinzgesellschaft, in das Schamoni wie schon in Es dokumentarische Elemente einflocht, erhielt auf der Berlinale 1967 einen Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Bundesfilmpreise gingen an den Film, an Ulla Jacobsson und an Hans Dieter Schwarze, der wie die Schamonis und Lentz seine Jugend in Münster verbracht hatte. Bereits 1967 kam Alle Jahre wieder als allererster Junger Deutscher Film auch in die DDR-Kinos, wobei der Verleih und viele Kritiker aber betonten, zum einen werde hier der desolate moralische Zustand des zum Untergang verurteilten Bürgertums vorgeführt, zum anderen aber auch die künstlerische und gesellschaftskritische Impotenz der jungen westdeutschen Filmemacher. (gym)