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Einführung: Kathrin Nachtigall

Ernst Thälmanns Jugend, nach seinen eigenen Aufzeichnungen: Im Gegensatz zu Kurt Maetzigs Zweiteiler Ernst Thälmann – Sohn und Führer seiner Klasse (1954/55) im Geiste des sozialistischen Realismus zeigt Bernhard Stephan 20 Jahre später den jungen Thälmann nicht als großen Agitator und Arbeiterführer, sondern als aufmerksamen und stillen Beobachter seiner Zeit, der langsam zu eigenen politischen Überzeugungen gelangt. Stephan, der sich bereits mit seinem sensiblen Debütfilm Für die Liebe noch zu mager? (1974) den Problemen junger Menschen gewidmet hatte, setzt anstelle eines übermenschlichen Helden einen Jugendlichen ins Bild, der gleichaltrige Kinogänger der 1970er Jahre ansprach.

An den eingängigen Filmbildern hat Szenenbildner Peter Wilde erheblichen Anteil. Da nur wenige Aufnahmen am Originalschauplatz in Hamburg gedreht werden konnten, ließ er Plätze und Straßen in Städten der DDR, hauptsächlich in Schwerin, umgestalten zu bekannten Hamburger Orten um die Jahrhundertwende. (kna)

Kathrin Nachtigall ist Kunsthistorikerin und Historikerin und hat zum Szenenbild im DEFA-Historienfilm promoviert.

Aus meiner Kindheit