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Cyankali

Cyankali D 1930, R/B: Hans Tintner, D: Grete Mosheim, Herma Ford, Margarete Kupfer, 91‘ · 35mm, dt. ZT, teilweise Geräusche und Musik DI 23.04. um 20 Uhr · Einführung: Jeanpaul Goergen 1929 entfachte das Bühnenstück des kommunistischen Arztes Friedrich Wolf erbitterte Debatten um den § 218, der lange Gefängnisstrafen für Schwangerschaftsabbrüche vorsah. Wie seine Vorlage nimmt auch die Verfilmung von Hans Tintner Partei für die betroffenen Frauen und führt deren Leid und Verzweiflung genauso offen vor Augen wie die sozialen Zwänge, die das Gesetz vor allem Arbeiterfrauen auferlegt. Wenngleich Tintner die Sozialkritik des Stücks leicht abschwächte, war es vor allem dieser Punkt, der die Zensur auf den Plan rief. Auf bayerische Initiative wurde der bereits erfolgreich angelaufene Film verboten, weil er, so die Filmoberprüfstelle in ihrer Entscheidung vom 29.8.1930, „aufreizend und zum Klassenhaß treibend“ sei. Es bedurfte umfangreicher Kürzungen und Umarbeitungen bis mehr als ein halbes Jahr nach der Premiere der Film endgültig freigegeben war. Trotzdem: Cyankali funktionierte auch weiterhin als aufrüttelndes Plädoyer für eine Abschaffung des § 218. Der sogenannte Teiltonfilm ist bis auf den letzten Akt stumm gedreht – so wirken die Schreie der sterbenden Tochter am Ende umso eindringlicher. (kn)