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Das Brot der frühen Jahre

BRD 1962, R: Herbert Vesely, K: Wolf Wirth, M: Attila Zoller, D: Christian Doermer, Karen Blanguernon, Vera Tschechowa, 84’ · 35 mm Vor der Verkündung des Oberhausener Manifests begonnen, wurde diese erste Adaption eines Buches von Heinrich Böll bei ihrer Uraufführung in Cannes 1962 plötzlich als exemplarischer „Jungfilm“ wahrgenommen, waren doch mit Pohland, Herbert Vesely, Wolf Wirth und Christian Doermer vier „Oberhausener“ daran beteiligt. Die Geschichte des jungen Walter Fendrich, der aus seinem saturierten, aber ihn anödenden Wirtschaftswunderdasein spontan ausbricht, als er einer jungen Frau aus seiner Heimatstadt begegnet, wurde – nicht ausdrücklich, aber unübersehbar – nach West-Berlin verlegt. Die Art, wie Vesely sie erzählte, war deutlich von der weltweiten Erneuerungsbewegung der Filmkunst beeinflusst, die im bundesdeutschen Kino bis dahin wenig Widerhall gefunden hatte, insbesondere von Michelangelo Antonioni und den ebenso epochalen Frühwerken Alain Resnais’ Hiroshima mon amour und L’année dernière à Marienbad. Die Zeitschrift Profil spottete über Das Brot der frühen Jahre denn auch: „Nächstes Jahr in Bad Böll“. Gern wurde auch vom „Brötchen der frühen Jahre“ gesprochen, da den Kritikern die formalen Anstrengungen gespreizt und selbstzweckhaft erschienen, das ganze Vorhaben als eine Nummer zu groß für die Nachwuchskünstler: „Vesely schaufelt also die von anderen übernommenen Spurenelemente der Zeit ungeschlacht und mit dem Appetit, der seinem monotonen Fendrich abgeht, wie Baggersteine in sich hinein, daß sie ihm und dem Film schwer im Magen liegen wie jene im Bauch des Rotkäppchen-Wolfes, der ja denn auch mit ihnen in den Brunnen fällt.“ (Karena Niehoff, Der Tagesspiegel, 3.6.1962) Fast durchweg anerkannt wurde hingegen die Leistung von Wolf Wirth, der sich durch seine Mitwirkung an Pohland-Produktionen als ambitionierter junger Kameramann profilieren konnte. Aller Kritik zum Trotz erhielt Das Brot der frühen Jahre 1962 fünf Deutsche Filmpreise – bei freilich sehr überschaubarer Konkurrenz. (gym) FR 05.12. um 21 Uhr + SO 07.12. um 18.30 Uhr