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Werner Jacobs legte 1973 eine zweite Filmversion von Kästners Das fliegende Klassenzimmer vor. Produzent Franz Seitz, der unter dem Pseudonym Georg Laforet auch das Drehbuch verfasste, und Regisseur Jacobs hatten bereits gemeinsam mit den Lausbubengeschichten nach Ludwig Thoma sowie den ‚Pauker‘-Filmen leichte(re) Unterhaltung aus dem Schulalltag auf die Leinwand gebracht.

Angesiedelt im Bamberg der frühen 1970er Jahre, verlagert sich die Weihnachtsgeschichte Kästners in den Sommer und wird ergänzt durch inner- wie außerfilmische zeitgenössische Marker: Zur 1970er-Ästhetik gesellen sich im flott erzählten Film Jimi Hendrix-Poster im Jugendzimmer sowie an Italo-Western gemahnende Musik in der Kampfszene zwischen Gymnasial- und Realschülern. Handlung und Figurenzeichnung hingegen weichen bis in den Dialog hinein kaum von Kurt Hoffmanns Vorgänger im Geiste Kästners ab: Neben der Rivalität von Internat und Realschule findet auch hier der tolerante Lehrer Justus seinen lange verschollenen Schulfreund Robert, genannt Nichtraucher, wieder und das von den Internatsschülern erdachte Stück Das fliegende Klassenzimmer fasst die Parabel über Zusammenhalt und Vertrauen sinnstiftend zusammen.

Allerdings ändern Jacobs und Seitz Filmanfang und -ende einschneidend, indem sie mit der Vorgeschichte des Schülers Johnny starten und das besinnliche Kästnersche Finale (Justus zahlt dem Schüler Martin die Heimfahrt zu Weihnachten) in eine Flugreise der gesamten Klasse nach Kenia, finanziert von einem reichen Vater, aus- und überdehnen. (mw)