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Mitte der 1980er Jahre steigt die Zahl der Asylanträge in der Bundesrepublik: 99.650 Anträge werden 1986 gestellt, im Jahr zuvor waren es noch 73.832. Das hat Auswirkungen auf die Bleibeaussichten, denn die Regierung hat dem angeblichen „Asylmissbrauch“ den Kampf angesagt und forciert die Abschiebepraxis. Etliche Medien stimmen ein in den Slogan: „Das Boot ist voll.“

Eine Gegenposition formuliert der Dokumentarfilm Das Verschwinden der Schwelle durch das Öffnen der Tür. Petra Heymann, Heidi Specogna und Thomas Schulz, drei Studierende der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, rücken diejenigen in den Mittelpunkt, die Teil des bürokratischen Apparats sind und Machtpositionen besetzen. Zu Wort kommen aber auch die Gegenstimmen: Anwälte, die sich für Geflüchtete einsetzen, und Piloten und Flugbegleiterinnen, die sich weigern, sich an Abschiebungen zu beteiligen. „Die Leitdifferenz, die in fast allen Gesprächen auf die eine oder andere Art aufgerufen wird (…) ist die zwischen formalem Recht und den Handlungsoptionen der Individuen innerhalb dieses Rechts. Das heißt zum einen: Aus dem tagtäglichen Missbrauch des formalen Rechts folgt die Forderung nach Transparenz, nicht die nach Rechtsbruch. Und zum anderen, auf einer allgemeineren Ebene: Der Film geht davon aus, dass alle dieselbe Sprache sprechen, dass die diversen Vertreter der Ordnungshüter und die Unterstützer der Flüchtenden (…) eben in der Rechtsordnung etwas Gemeinsames vorfinden, von dem aus Kommunikation möglich ist. Tatsächlich ist der Film zwar im Großen linear entlang eines (erfolglosen) Asylverfahrens montiert, im Kleinen schneidet er aber immer wieder ‚auf Argument‘, indem er einen Interviewten auf einen anderen ‚antworten‘ lässt.“ (Lukas Foerster, somedirtylaundry) (mbh)