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Der brave Sünder

Der brave Sünder D 1931, R: Fritz Kortner, B: Alfred Polgar, Fritz Kortner, P: Arnold Pressburger, M: Nicholas Brodszky, Liedtexte: Fritz Rotter, D: Max Pallenberg, Heinz Rühmann, Dolly Haas, Fritz Grünbaum, 108· 35 mm SA 26.03. um 18.30 Uhr + MI 30.03. um 20 Uhr „Der Brave Sünder, Fritz Kortners erster Film, Alfred Polgars erster Film, Max Pallenbergs erster Film, gehört zum Besten, was in deutschen Ateliers seit vielen Jahren geschaffen worden ist“, jubelt Rudolf Arnheim 1931. Pallenberg spielt den sittenstrengen Oberkassierer einer Bank, der mit seinem Gehilfen (Heinz Rühmann) in die Großstadt aufbricht, um seinem Chef eine hohe Geldsumme zu überbringen. Alles geht schief, die beiden Büromenschen versacken im Nachtleben, lernen die Sünde lieben und verzocken das Geld. Mit dem Wiener Pallenberg, einem Geistesverwandten von Karl Valentin, kommt eine ganz neue Komik in den Tonfilm: Der auf den Bühnen der Weimarer Republik an der Seite seiner Frau Fritzi Massary als Darsteller und Sänger berühmt gewordene Sprachkünstler gilt als der beste Stehgreifspieler seiner Zeit; ständig verhaspelt er seine Sätze und ist deshalb für Kortner im Sprachlichen das Spiegelbild dessen, was Charlie Chaplin als Figur und Bewegung im stummen Slapstickfilm bedeutet. Freilich begeistert Kortners Regiedebüt nicht nur auf schauspielerischer Ebene, sondern genauso durch seine überschäumenden visuellen Einfälle, vor allem in den Bar- und Traumszenen mit ihren Anleihen bei der französischen Avantgarde eines René Clair. Und doch: „Der Film ist nicht leicht, er ist schwer. Er hat einen unheimlichen, bösen Humor. Manchmal erklingt stroheimisches Gelächter. (...) Wer eine zierliche Kost erwartet, wird sich den Magen verderben.“ (Rudolf Arnheim, Die Weltbühne, 3.11.1931). (ps)