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Der Juxbaron

Der Juxbaron D 1927, R: Willi Wolff, P: Ellen Richter, D: Reinhold Schünzel, Marlene Dietrich, Henry Bender, Julie Serda, Teddy Bill, Trude Hesterberg, 91’ · 35mm, dt. ZT FR 05.07. um 20 Uhr · Am Flügel: David Schwarz · Einführung: Anjeana K. Hans Der beliebte Komödiant und Regisseur Reinhold Schünzel brilliert in Der Juxbaron als armer Straßenmusikant, der in die Rolle eines vermögenden Adligen mit seltsamen Marotten und zu kleinen Schuhen schlüpfen soll. Sofort umschwirrt ihn die hübsche Sophie, die es auf seine vermeintlichen Millionen abgesehen hat. Kräftig plinkert sie mit den Augen und schiebt ihren wohlgeformten Körper – „mensendieckt und kaloriert“ – ins Bild. Mit Schlips, Monokel und kalkuliertem Sexappeal markiert sie eine feine Dame, die auch das Vorbild einer „Neuen Frau“ sein könnte: Marlene Dietrich in einer frühen Hauptrolle. Was folgt, ist eine saftige Verwechslungskomödie über die liebe Familie, über Lügen, Manieren und Mitgift. Willi Wolff inszenierte 1926 diese stumme Verfilmung der gleichnamigen Operette, die 1913 uraufgeführt worden war und für die er die Liedtexte geschrieben hatte. 1918 machte Wolff den Schritt vom Theater zum Film. Zusammen mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin und Produzentin Ellen Richter, bildete er ein kreatives Team, das über 15 Jahre hinweg fast 50 Spielfilme produzierte, darunter Kostüm- und Abenteuerfilme, Krimis, Boulevardstücke und Melodramen. Fast immer spielte Richter darin die weibliche Hauptrolle, Der Juxbaron bildet eine seltene Ausnahme. Mit der Flucht des prominenten jüdischen Ehepaars vor den Nationalsozialisten im Jahr 1935 endete diese Filmarbeit. Im Exil überlebten sie den Holocaust und den Krieg. Wolff starb 1947 in Nizza, Ellen Richter nach ihrer Remigration 1969 in Düsseldorf. Ihre einst populären Filme sind heute fast unsichtbar geworden und deshalb vergessen. (ps/oh)