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Der König und sein Narr

Die Achtzigerjahre standen in ganz Berlin im Zeichen Preußens. Erich Honecker hatte 1980 das Reiterstandbild Friedrichs des Großen wieder am Boulevard Unter den Linden aufstellen lassen, und im Westteil der Stadt gab es gleich mehrere Ausstellungen, darunter Preußen – Versuch einer Bilanz im Gropius-Bau. „Preußen ist überall, nun auch im Fernsehspiel“, konstatierte im September 1981 der Spiegel. Gemeint war Frank Beyers erster in der Bundesrepublik entstandener Film Der König und sein Narr, dessen Drehbuch Ulrich Plenzdorf nach einem Roman von Martin Stade verfasste. Sowohl Plenzdorf wie Stade hatten 1976 gegen Biermanns Ausbürgerung protestiert. Ihr Film ist ein Gleichnis auf den Umgang der Macht mit dem Geist: Wolfgang Kieling spielt Professor Jakob Paul von Gundling, den „Narren“, der im Auftrag des von Götz George gespielten Königs durchs Land reist und ihm über Missstände, Unzufriedenheit und Korruption berichtet. Doch wie geht der König mit diesen Nachrichten um? Frank Beyer kommentierte seine ersten Arbeitserfahrungen im Westen nüchtern: „In langen Lehrjahren hatte ich in der DDR begriffen, wie man in ideologischen Fragen Kompromisse schließt, ohne die Substanz eines Films anzutasten. In einem kurzen Lehrgang bei der Vorbereitung des Films Der König und sein Narr wusste ich nun auch, wie man im Westen in ökonomischen Fragen Kompromisse schließt, ohne die Substanz des Films anzutasten. Die Kenntnis dieser Mechanismen hat mir nach der Wende sehr geholfen, mich in den Produktionsbedingungen der westdeutschen Szene zurechtzufinden.“ (Wenn der Wind sich dreht, 2001) (cl)