Der Mann aus dem Bootshaus
BRD 1967, R: Johannes Schaaf, B: Hubert von Bechtolsheim, Marianne de Barde, Johannes Schaaf, K: Wolfgang Treu, D: Rosemarie Fendel, Ulrich Matschoss, Norbert Kappen, Max Eckard, Hans Deppe, Heinz Meier, 73’
Vor seinem ersten abendfüllenden Kinofilm Tätowierung inszenierte Johannes Schaaf diverse Filme fürs Fernsehen. Diese 1967 erstgesendete Adaption von John Mortimers The Narrowing Stream entstand quasi „am Originalschauplatz“, nämlich in einem englischen Dorf. Hier bekommt innerhalb eines – zunächst normal und belanglos erscheinenden – Tages die vorgebliche Vorstadtidylle eines Ehepaars aus der gehobenen Mittelschicht deutliche, womöglich nicht mehr zu kittende Risse.
Bemerkenswert ist an dem vergleichsweise konventionellen Film nicht nur das zeittypische Einflechten von Standphotosequenzen, sondern vor allem, wie sich die Geschichte zwischen verschiedenen Genres wandelt und die Erwartungen des Zuschauers immer wieder enttäuscht werden. Wie in Tätowierung spielte auch in Der Mann aus dem Bootshaus Schaafs damalige Lebensgefährtin Rosemarie Fendel eine Hauptrolle, hier an der Seite von Ulrich Matschoss. Kritiker sahen des Regisseurs Talent damit bewiesen: „Schaafs delikater Bildersinn bewährte sich an Englands Wasserwegen, an trauter Heim-Ironie, an Nachbars Gebrabbel und Blicken durch die Gardine, an dem lastenden Schweigen der Kinder beim Mittagstisch. Die starke inszenatorische Hand bewährte sich bei der exzellenten Führung der Schauspieler“, urteilte etwa die Stuttgarter Zeitung vom 8.4.1967. (gym)
DI 24.03. um 20 Uhr + DO 26.03. um 20 Uhr · Einführung: Jan Gympel