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Der stumme Gast

Der stumme Gast D 1945, R: Harald Braun, D: René Deltgen, Gisela Uhlen, Rudolf Fernau, 104’ · 35 mm SA 10.10. um 21 Uhr  Ein düsterer Kriminalfilm aus den letzten Tagen des „Dritten Reichs“. Gastwirt Radschek (René Deltgen) will seine Frau Lisa (Gisela Uhlen) verwöhnen, macht Schulden und verliert schließlich beim Kartenspiel Haus und Hof an den skrupellosen Geschäftsreisenden Kampmann (Rudolf Fernau). In der gleichen Nacht wird Lisa von Kampmann bedrängt; sie wehrt sich und entreißt ihm den Schuldschein. Danach scheint Kampmann spurlos verschwunden. Zugleich wird die Entfremdung der Eheleute deutlich: Lisa reist fort, und Radschek bleibt als gebrochener Mann zurück. Als Kampmanns Leichnam im Keller der Gastwirtschaft aufgefunden wird, beginnt jeder jedem zu misstrauen: Radschek erscheint als Hauptverdächtiger und wird verhaftet. Angelehnt an Theodor Fontanes Novelle Unterm Birnbaum (1885) evoziert Der stumme Gast ein Klima der Unsicherheit und allgemeinen Paranoia, der Verstrickung und Schuld. „Auch aus der Distanz von mehr als einem halben Jahrhundert“, resümiert Michael Wenk 2002 in René Deltgen. Eine Schauspielerkarriere, „darf Der stumme Gast als einer der besten Filme gelten, die René Deltgen bis 1945 gedreht hat. Die Fontane-Verfilmung erlaubt ihm eine darstellerische Gratwanderung zwischen zügelloser Spielernatur (...) und unschuldig Angeklagtem. (...) Besonders jene Szenen, in denen Radschek Trauer und Verzweiflung über den Verlust seiner Frau Lisa empfindet, zeigen Deltgen als Menschendarsteller, dessen Qualitäten über den artistisch begabten Protagonisten von Abenteuer-, Kriminal- und Zirkusfilmen deutlich hinausweisen.“ (ps)