
Am Anfang des Films ist die „Freie Republik Wendland“ bereits Geschichte und das Gelände von der Polizei schon geräumt. Die Filmemacher*innen blicken zurück auf die 33 Tage währende Besetzung eines Bohrplatzes, auf dem eine Atommülldeponie entstehen soll. Menschen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands und mit unterschiedlichen biografischen Hintergründen beteiligen sich am Aufbau des improvisierten Dorfes. Nicht alle kommen, um gegen Atomkraft und Umweltzerstörung zu protestieren, viele suchen auch Freiräume, die ihnen ihr Alltag nicht bietet. In elegischen, auf 16mm-Umkehrfilm gedrehten Aufnahmen fängt Der Traum von einer Sache die Schönheit der Landschaft und die Spontaneität des Gemeinschaftslebens ein. Mit dem titelgebenden Zitat von Karl Marx wirft der Film die Frage auf, ob der Protest einen historischen Unterschied gemacht hat, ob er einen Bruch mit einer ‚zerstörerischen Fortschrittswut‘ der Bundesrepublik markiert. Jedenfalls wird sie karikiert mittels Aufnahmen von Politikern, die bei Grundsteinlegungen, vor Eigenheimen und in Neubau-Siedlungen zu sehen sind. Am Ende erklingt zu Bildern des Protestdorfs und der Deponie das Deutsche Requiem von Johannes Brahms: „Denn wir haben hie keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (sa)
Der Traum von einer Sache
- BRD 1981
- DCP
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R/B: Roswitha Ziegler, Niels C. Bolbrinker, Bernd Westphal, K: Niels C. Bolbrinker, 108'