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Die ideale Gattin & Schuhpalast Pinkus

Die ideale Gattin D 1913, R: unbekannt, B: Hanns Heinz Ewers, Marc Henry, D: Ernst Lubitsch, Lyda Solmonova, Grete Berger, 21‘ · 35 mm Schuhpalast Pinkus D 1916, R: Ernst Lubitsch, B: Hanns Kräly, Erich Schönfelder, D: Ernst Lubitsch, Guido Herzfeld, Else Kenter, Hanns Kräly, 43‘ · 35 mm SO 15.01. um 18.30 Uhr · Am Flügel: Peter Gotthardt Ernst Lubitsch ist heute vor allem als höchst origineller Regisseur bekannt. Bevor er aber zwischen 1919 und 1922 mit aufwendigen Historienfilmen weltberühmt wurde und nach Hollywood ging, hatte er sich bereits als Komiker in die Herzen des Publikums gespielt. Die Komödien des gebürtigen Berliners Lubitsch (1892-1947) aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zeichnen sich durch frechen Witz, groteske Körperkomik und anarchischen Humor aus. Oft spielen sie im jüdischen Milieu Berlins, so auch Schuhpalast Pinkus. Lubitsch, dessen aus Russland eingewanderter Vater selbst ein Bekleidungsgeschäft besaß, führt uns einen besonders pfiffigen sozialen Aufsteiger vor Augen: Salomon Pinkus genannt Sally (Ernst Lubitsch) fliegt zwar aus der Schule, doch im Schuhsalon, in dem er als Lehrling anfängt, macht er schnell Karriere – weil er die geheimen Wünsche der weiblichen Kunden am besten erfüllen kann. Dass das hier vorgeführte Verhältnis zwischen Erotik und Ökonomie zu Lubitschs Lieblingsthemen zählte, zeigt sich schon in Die ideale Gattin (1913). Als einfallsreicher Heiratsvermittler beglückt er alleinstehende Herren mit einer stets lächelnden Gattin – einer Puppe aus einem Dessous-Geschäft. „Lubitsch ist eine Individualität. [...] Humor ist das Elixier, das alle seine Schöpfungen belebt, Humor in jeder Schattierung“, schreibt Julius Urgiß 1916. Und Lubitsch selbst bemerkt: „Es ist oft gesagt worden, daß an Filmen mit jüdischem Milieu Anstoß genommen wird. Das ist ja ein ganz unglaublicher Standpunkt. Wenn der Fall eintritt, daß solch ein Film Mißfallen erregt, dann liegt das einzig und allein an seiner Darstellung, der das Wesen des jüdischen Humors entweder nicht liegt, dann aber soll der Künstler seine Hand von dieser Aufgabe lassen, oder aber an jener maßlosen Übertreibung, die jede künstlerische Leistung beeinträchtigt und ihrer Wirkung schädlich ist. Der jüdische Humor ist, wo er auch erscheinen mag, sympathisch und künstlerisch, und er spielt allüberall eine so große Rolle, daß es lächerlich wäre, wollte man ihn im Kino entbehren.“ (Der Kinematograph, 30.8.1916). (ps)