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Die letzten Jahre der Kindheit

Die letzten Jahre der Kindheit BRD 1979, R/B: Norbert Kückelmann, K: Jürgen Jürges, D: Gerhard Gundel, Dieter Mustafoff, Karl Obermaier, Leopoldine Schwankel, 105’ · 35mm FR 16.03. um 18.30 Uhr + DO 22.03. um 20 Uhr „Der Film erzählt die Geschichte von Martin Sonntag, der in der Siedlung lebte, die sie Klein-Chicago nennen, wo früher die Baracken standen. Wo die Fernstraßen zwei Meter am Schlafzimmer vorbeiführen, die Funkstreifen anders durch die Gegend fahren und die Kinder schnell in Sonderschulen gesteckt werden. Mit sieben ist er aktenkundig, mit neun bricht er Automaten auf, und von klein auf beginnt er zu laufen. Martin ist noch nicht strafmündig, aber die Ämter haben ihn auf ihre Liste gesetzt. Ein Kind ist tabu, aber ein Kind, das stört, ist kein Kind mehr.“ (Stadtzeichnung für München, 16.11.1979) Die letzten Tage der Kindheit schildert die Odyssee eines straffälligen Kindes durch Institutionen der Verwahrung: Jugendstrafanstalt, Psychiatrie, Gefängnis. Gedreht an Originalschauplätzen und mit Vertretern der Institutionen, die vor der Kamera ihre gegensätzlichen Positionen vertreten, zeichnet Kückelmann, der selbst als Anwalt tätig war, ein differenziertes Bild des Umgangs mit delinquenten Jugendlichen in der Bundesrepublik der 1970er Jahre. Die sensible Kameraarbeit von Jürgen Jürges verleiht dem Freiheitsdrang des Kindes und seinen Begrenzungen in Räumen und Landschaften Ausdruck. Kückelmann setzt „der sprachlichen Vereinnahmung durch Obrigkeiten die körperliche Präsenz ihrer Figuren entgegen, Gesten, Blicke, Bewegungen, also optische, filmische Signale, die das Gefühl ansprechen und den Zuschauer zu ihren Verbündeten machen.“ (Der Spiegel, 12.11.1979) (bh)