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Am Flügel: Eunice Martins · Einführung: Günter Agde

Vor dem zwielichtigen Knecht Nikita ist keine Frau im Dorf sicher. Als er die von ihm geschwängerte Marina heiraten soll, durchkreuzt dies Nikitas Pläne, den Hof seines Herrn zu übernehmen. Statt Marina heiratet er die frisch verwitwete Bäuerin Annisja. Doch im Zuge einer weiteren Affäre – nun mit seiner Stieftochter Akulina – verwickelt sich Nikita in immer verheerendere Lügen, die nicht lange folgenlos bleiben

Das Drehbuch, das Conrad Wienes Bruder Robert verfasst hatte, hält sich weitgehend an Tolstois Vorlage. Und wie Robert Wienes Dostojewskij-Verfilmung Raskolnikow knüpft auch Die Macht der Finsternis an den legendären Erfolg der Bühnenauftritte des Moskauer Künstlertheaters in Deutschland an, denn für sein künstlerisch wohl ambitioniertestes Werk engagierte Conrad Wiene das Stanislawski-Ensemble.

Die Macht der Finsternis galt lange als ein verschollener Film. Erst 2003 entdeckte der japanische Filmwissenschaftler Hiroshi Komatsu im Theatermuseum der Waseda Universität in Tokio ein Negativ und ein Positiv des Films. Es handelt sich um eine Auslandsfassung mit englischen Zwischentiteln, die wesentlich kürzer als die beiden deutschen Zensurfassungen ist. Im Rahmen von Zwischen Paris und Berlin bietet sich nun die einmalige Gelegenheit, die beiden auf vielfältige Weise miteinander vergleichbaren Filme Die Macht der Finsternis und Raskolnikow von Conrad und Robert Wiene im Kinosaal zu erleben. (juk)