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Frederik Lang

Die Privatsekretärin

„Ich bin ja heut’ so glücklich, so glücklich, so glücklich…“ trällert Vilma Förster (Renate Müller) ausgelassen, nachdem sie endlich eine Anstellung ergattert hat, und verpasst damit den euphorisierten Kinomassen im Winter 1931 einen hartnäckigen Ohrwurm. „Da hat man wieder einmal sich so recht von ganzem Herzen freuen können. Man tat es ausgiebig, amüsierte sich köstlich, lachte und klatschte viel,“ schwärmte der Rezensent der Berliner Morgenpost: „Renate Müller hat sich hier ganz gefunden. Reizend wie immer anzusehen, war sie noch nie so gelöst, so von Temperament erfüllt, in einer unwahrscheinlichen Rolle so lebenswahr.“ (18.1.1931)

Die Privatsekretärin bedeutete nicht nur Müllers endgültigen Aufstieg zum Star, sondern ist auch eine jener Tonfilmoperetten des Weimarer Kinos, die es vermögen, aus einem Nichts von Story ein unvergessliches, eskapistisches Kinoerlebnis zu erschaffen und dennoch während der Wirtschaftskrise die Alltagsrealität moderner, selbstständiger junger Frauen einzufangen. Für Müller ist damit ein Figurentypus gefunden, den sie im Laufe der nächsten Jahre perfektionieren wird. In vielen Nachrufen wird ihre Rolle als Privatsekretärin als unvergesslich und als ihre größte bezeichnet. Dennoch war Die Privatsekretärin aus dem cinephilen Gedächtnis verschwunden, denn jahrzehntelang lag nur eine fragmentarische Fassung vor. Erst 2019 erfolgte die Rekonstruktion durch das Filmmuseum München auf Basis einer 16mm-Kopie aus der Library of Congress unter Zuhilfenahme von 35mm-Materialien aus dem Bundesarchiv. (fl)