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Die zweite Haut

Die zweite Haut BRD 1981, R: Frank Beyer, B: Klaus Poche, K: Günter Marczinkowsky, M: Günther Fischer, D: Angelica Domröse, Hilmar Thate, Jana Brejchová, Edith Heerdegen, Rouven Scheiber, Mareike Carrière, 88’ · DigiBeta DO 20.06. um 20 Uhr Ein bizarres Beispiel für den Umgang der späten DDR mit politisch unliebsamen Bürgern: Nach den Protesten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und dem Ärger um das Ehedrama Geschlossene Gesellschaft konnten Klaus Poche und Frank Beyer im SED-Staat zunächst keine weiteren Filme drehen. Die DDR-Behörden ließen es aber zu, dass das Nachfolgeprojekt im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks in West-Berlin und Schleswig-Holstein realisiert wurde, wo man mit einigen DDR-Utensilien von drüben und möglichst engen Bildausschnitten bei Außenaufnahmen den „Osten“ herstellte. Hatte in Geschlossene Gesellschaft ein Paar seine gegenseitige Entfremdung konstatiert, so zeigte Poche in Die zweite Haut, was danach kommen kann: Nach anderthalb Jahrzehnten, in denen es vor allem um die Schaffung von Wohlstand gegangen war, verlässt eine Frau Mann und Kind. Der Weg zu einem neuen Leben, einer neuen Identität, gar Glück erweist sich jedoch als sehr schwierig, und die neugewonnene Freiheit als nicht nur bitter erkauft, sondern unter den DDR-Verhältnissen als sowieso sehr relativ. Während Poche 1980 mit befristetem Visum in die BRD hatte ausreisen dürfen, wohnte Frank Beyer weiterhin in der DDR. Das Paar spielten mit Angelica Domröse und Hilmar Thate nicht nur reale Ehepartner, sondern auch zwei der prominentesten DDR-Mimen, die zu jener Zeit ebenso bereits im Westen lebten wie Günter Marczinkowsky, der Kameramann, mit dem Frank Beyer einige seiner wichtigsten Filme realisiert hatte. Bemerkenswerterweise warf Die Welt dem Streifen wiederholt vor, er verharmlose die DDR und versuche sogar, für sie zu werben: „Dieser Film brachte eine Bilderbuch-‚DDR’ auf den bundesdeutschen Bildschirm, die es in Wirklichkeit nicht gibt (…).“ (Jörg Bernhard Bilke, 10.11.1981) (gym)