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Drücker

Drücker

BRD 1970, R: Franz-Josef Spieker, B: Franz-Josef Spieker, Otto Jägersberg, K: Robert van Ackeren, D: Frithjof Vierock, Carola Rabe, Brigitte Wentzel, Margarethe von Trotta, Renate Roland, Rosemarie Fendel, Traugott Buhre, 70’ · DigiBeta

FR 09.09. um 19 Uhr + SO 11.09. um 20.30 Uhr · Einführung: Jan Gympel

Hugo ist ein „Drücker“, einer, der Druckerzeugnisse an der Haustür zu verkaufen versucht. Allerdings hat sich der nette junge Mann schon etwas hochgearbeitet. Während andere in Rudeln ausschwärmen, um Zeitschriftenabonnements loszuwerden, bietet er vielbändige Enzyklopädien an, und dies auch nur bei vereinbarten Hausbesuchen. Ein solcher führt ihn in eine ebenso schmucke wie trostlose Eigenheimsiedlung in der Provinz. Während des langen Wartens auf den Hausherrn flirtet Hugo heftig mit dessen aufgeweckter Teenagertochter, in deren Gegenwart er sich plötzlich vergleichsweise alt und spießig fühlt. In die Handlung eingeflochten sind schwarzweiße Rückblenden, die Hugos Werdegang zeigen, sein Verhältnis zu einer Kollegin und eine Affäre mit seiner Chefin.

Franz-Josef Spieker gehörte nicht nur zu den Unterzeichnern des Oberhausener Manifests, mit Wilder Reiter GmbH inszenierte er 1966 auch einen der ersten Jungen Deutschen Filme. Seine Nachfolgeprojekte Mit Eichenlaub und Feigenblatt und Kuckucksei im Gangsternest waren ebenfalls Satiren, aber weder bei der Kritik noch an der Kasse große Erfolge. Drücker war sein erstes Projekt nach einem fremden Stoff. Allerdings schrieb Spieker mit Otto Jägersberg, dem Autor der 1967 erschienenen, autobiographisch inspirierten Vorlage Nette Leute, das Drehbuch.

Eike Wolff zeigte sich in der Stuttgarter Zeitung vom 18.4.1970 begeistert: „Franz Josef Spiekers Einstand ins Fernsehfilmgeschäft hätte kaum ansehnlicher ausfallen können. Was der eigenwillige Kinofilmer (…) aus Otto Jägersbergs satirisch angelegtem Roman ‚Nette Leute’ machte, war ein Prachtstück bester Fernsehkost: amüsant, verspielt, und mit jenem Schuß überdrehter Unterhaltsamkeit, der genußreichen Beschaulichkeiten immer wieder nur so zum Spaß überraschend aggressive Brocken in den Weg legt.“

Drücker sollte bereits der letzte abendfüllende Spielfilm Franz-Josef Spiekers sein: Er starb 1978 mit 44 Jahren während Dreharbeiten auf Bali. (gym)