Ecocinema

Als ecocinema bezeichnet Scott MacDonald jene Experimentalfilme, die neue Natur-Wahrnehmungen einüben. Renate Sami beugt sich mit ihrer Kamera in Wenn Du eine Rose siehst über verschiedenfarbige Rosen und über Königskerzen, Anemonen und andere blühende Gewächse. Ein Film wie ein Sonntagsspaziergang, „mit Fetzen von Melodien und Zeilen von Gedichten im Kopf, verliebt in den Frühling und die Blumen des Sommers“ (Renate Sami). 

Für Frau Förster entstand in der Gartenanlage von Karl Foerster in Potsdam-Barnim. Wie bei einem flüchtigen Blick ins Familienalbum stehen Aufnahmen vom zugeschneiten Garten neben solchen blühender Stauden. Die materielle Spannung zwischen Dauerhaftigkeit und Auflösung von auf Zelluloid gedrehten Filmen überträgt sich in Der Wind nimmt die mit auf die von Ann Carolin Renninger porträtierten Menschen. Laura Padgett lässt in So, Tell Me About Your Garden Londoner von ihren Klein- und Kleinstgärten berichten – und gerät bei so viel Pracht und Einfallsreichtum selbst ins Schwärmen. Eine besondere Form des Naturerlebens verdichtet Karola Schlegelmilch in Schrammsteinaussichten: Ein anonymer Anrufer berichtet von seinen sexuellen Fantasien, die um Blumen und Pflanzen kreisen. Schlegelmilch lädt die Zuschauer*innen dazu ein, diesen Wünschen zu folgen. Schnee von Elisabeth Schlebrügge ist eine ausgebreitete Gegenwart. Ein Film, der, verschrieben einer Ästhetik der Reduktion, eine bis dahin ungesehene und unvernommene Opulenz entfaltet, der jedwede Schattierung der Farbe Weiß aufscheinen lässt. (sa)

Stephan Ahrens hat die Retrospektive Naturschauspiele kuratiert und arbeitet als Akademischer Dozent an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.