Direkt zum Seiteninhalt springen

Eins

Eins BRD 1971, R/B: Ulrich Schamoni, K: Igor Luther, M: Ludwig van Beethoven, Carl Maria Weber, Django Reinhardt, u.a., D: Ulrich Schamoni, Andrea Rau, Herbert Hamm, Wolf Fuchs, Pit Schröder, 94' · DCP DI 10.05. um 20 Uhr + SO 15.05. um 20.30 Uhr Mit dem programmatisch betitelten Eins unternahm Ulrich Schamoni einen Neuanfang in seinem Werk: In den 1970er Jahren wurde sein Kino freier, verspielter, im Detail experimentierfreudiger. Schonungslos wider sich selbst gibt er in Eins einen hedonistischen Jungkapitalisten, der bei einer Autoreise kreuz und quer durch Europa wortkarge Hippies und Gammler aufgabelt, die er als freie Mitarbeiter in den Dienst nimmt: Ausgestattet mit einem unschlagbaren System sollen sie in seinem Auftrag Casinos ausnehmen. Schamonis lockeres Erzählregiment verleiht dem Film mitunter die Anmutung eines entspannten Urlaubsfilms. Gelegentlich nimmt er die Ausfahrt zum verspielten Sexfilm und begeistert sich in immer neuen Kulissen für die materiellen Reize der Welt, denen er im grobkörnigen Filmmaterial ein kleines materialpoetisches Denkmal setzt. Die Schluffis wagen unterdessen den müden Aufstand gegen den Kapitalisten – ihre Verschnarchtheit ist auch eine Spitze gegen die Verbissenheit der bereits in Verkrustung begriffenen Neuen Linken. Dem mal ekstatisch aufjauchzenden, mal melancholisch brütenden Film liegt die Ahnung zugrunde, dass ein einstmals frisches Lebensgefühl im Wegdämmern begriffen ist: „Es geht um eine sanfte Ermattung, ein friedliches Ankommen in der resignativen, aber keineswegs depressiven, vielmehr verschmitzt zur Kenntnis genommenen Erübrigung." (Thomas Groh, Der Freitag, 12/2015). (thg)