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Petites têtes, grandes surfaces / Kleine Köpfe, große Supermärkte F 1974, R: Collectif Cinélutte, 36' · DVD, OmU

Im Anschluss: Filmgespräch mit Bärbel Schönafinger

Wenn dem politischen Kino die Fabrik als paradigmatischer Schauplatz von Arbeitskämpfen gilt, so reproduziert es damit auch einen Archetyp des revolutionären Subjekts: den männlichen (und zudem meist weißen) Fabrikarbeiter. Andere Arbeitsverhältnisse sind auch heute noch unterrepräsentiert, etwa der Einzelhandel, wo in der Mehrzahl Frauen beschäftigt sind. Dabei sind gerade Supermärkte Orte, an denen Konsumalltag und Prekärbeschäftigung sich so nahe kommen wie kaum sonstwo. Der selten zu sehende Petites têtes, grandes surfaces des Kollektivs Cinélutte konfrontiert den Chauvinismus der Vorgesetzten in einem Supermarkt der Kette Carrefour mit der Perspektive der Kassiererinnen.

Der Film Ende der Vertretung entstand während des bis dahin längsten Tarifkonflikts im deutschen Einzelhandel. Auf die Ankündigung der Arbeitgeber, trotz steigender Unternehmensgewinne die Zuschläge für Spät- und Nachtarbeit zu kürzen, traten viele der ohnehin prekär Beschäftigten in den Ausstand. Über ein Jahr begleitete das Videokollektiv kanalB den Kampf der größtenteils weiblichen Streikenden. Es kommen Frauen zu Wort, die seit Jahrzehnten im Einzelhandel arbeiten. Oft sind sie allein erziehend, arbeiten in Teilzeit und für so wenig Lohn, dass sie sich ihr Essen „bei der Familie zusammensuchen" müssen. Als einer der Streikenden unter einem Vorwand gekündigt wird und sie vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung klagt, formiert sich ein breites Solidaritätsbündnis. Der „Fall Emmely" machte Furore und gewährte Einblicke in die Parteilichkeit des deutschen Arbeitsrechts. Ende der Vertretung dokumentiert nicht nur die Ereignisse, sondern wurde in deren Verlauf auch selbst zu einem Mittel der Auseinandersetzung. (th, labournet.tv)