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Maja Roth

Erste Ehe

Die Malerin Dorit und der Schriftsteller Alex laden zu ihrer nonchalanten Hochzeitsfeier ein, und schnell wird ihre Berliner Altbauwohnung zum Schauplatz eines Beziehungsstreits von brutaler Kompromisslosigkeit. Bereits der Filmtitel Erste Ehe suggeriert, dass auf die erste nach der Scheidung eine zweite Ehe folgen könnte, was im bürgerlichen Versprechen des einst heiligen Bundes so nie vorgesehen war. Ehe ist hier nicht mehr eine Institution, die die Gesellschaftsordnung stabilisiert, sondern eine intensivierende Stimulanz. Davon wird in dieser Nacht noch mehr konsumiert, in unterschiedlicher Form. Isabelle Stevers Abschlussfilm an der dffb ist „eine tour de force der Desillusionierung, die Bergmans Szenen einer Ehe wie ein harmonisches Beisammensein aussehen lässt“ (Hans-Dieter Seidel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.7.2003).

Dass Dorits und Alex’ Ehekredit einem Filmprojekt dienen soll, wird zum ironisch-selbstreflexiven Gag: Die Partygäste werden für Rollen vorgesehen oder als Produzentinnen umworben; es wird Groucho Marx zitiert und mit dem Videodrom-Ausweis die nächste Koks Line geschoben. Dazu erklingen immer wieder Martin Deans melancholische Töne eines Berlins kurz nach der Jahrtausendwende. Erste Ehe erhielt den Nachwuchspreis First Steps, Maria Simon auf dem Max Ophüls Festival den Preis der besten Nachwuchsdarstellerin. (mr)