Germania, anno zero
Deutschland im Jahre Null
Germania, anno zero
I/D (West) 1948, R: Roberto Rossellini, B: Roberto Rossellini, Max Colpet, Carlo Lizzani K: Robert Juillard, D: Franz Grüger, Erich Gühne, Ingetraud Hinze, Edmund Menschke, Ernst Pittschau, 73’ · 35mm
SO 11.03. um 18 Uhr + FR 16.03. um 21 Uhr
1948 brachte Roberto Rossellini mit Deutschland im Jahre Null den italienischen Neorealismus nach Deutschland und drehte mit einem Kind in der Hauptrolle einen der ersten Nachkriegsfilme, die die Frage nach der Verantwortung und Zukunft der Deutschen aufwerfen. In den Streifzügen des Jungen Edmund durch die Ruinenlandschaft des Nachkriegsberlins erschließt sich eine desolate Gesellschaft: Orgelmusik dringt aus zerbombten Kirchen, Menschen zerteilen auf offener Straße ein totes Pferd, Kinder spielen in Ruinen Fußball. Aber auch im Handeln Edmunds, das – von einem Nazi-Lehrer indoktriniert – zu Mord und Selbstmord führt, zeigt sich das Fortwirken der Gespenster der Vergangenheit.
Rossellini verzichtet auf eine melodramatische Überhöhung des Geschehens oder eine psychologische Einfühlung in die Figuren. Stattdessen fordert die dokumentarische Kamera die Zuschauer heraus, mit eigenen Augen zu schauen und Stellung zu beziehen. „In dieser Mise-en-scène erscheint der moralische oder dramatische Sinn nie an der Oberfläche der Wirklichkeit; doch wenn wir ein Bewußtsein haben, können wir nicht anders, als ihn wahrzunehmen.“ (André Bazin)
„Einem Italiener blieb es vorbehalten, mit Germania anno zero den beeindruckendsten dieser Nachkriegsfilme [der deutschen Trümmerfilme] zu schaffen.“ (Thomas Meder) (bh)