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Goroda i gody / Städte und Jahre

Ajna (Pescanaja ucitel’nica) Ajna („Die Sandlehrerin) (Fragment) UdSSR (Sojuzkino, Moskau) 1930, R: Nikolaj Tichonov, B: Marija Smirnova nach Erzählung und Libretto Andrej Platonovs, K: Nikolaj Francisson, D: Zana Zanoni, Evgraf Žachovskij, Irina Ivanova, Ivan Kucenkov, 26‘ · 35mm, OmeU Goroda i gody Städte und Jahre UdSSR (Lenfil’m) 1930, R: Evgenij Cervjakov, B: Natan Zarchi u. E. Cervjakov nach Konstantin Fedins gleichnamigem Roman, K: Svjatoslav Beljaev, Aleksandr Sigaev, D: Ivan Cuvelev, Gennadij Micurin, Bernhard Goetzke, Sofja Magarill, Andrej Kostrickin, Vladimir Gardin, Leonid Kmit, 73‘ · 35mm, OmÜ SO 26.11. um 18.30 Uhr · Am Flügel: Eunice Martins · Einführung: Barbara Wurm Zwei Archivfunde, zwei Fallstudien zur Literaturverfilmung im Stalinismus – zwei Revolutionskino-Sonderlinge, die faszinieren, ganz besonders visuell. Das Wüstensozialdrama Ajna – von 1970m sind 596m erhalten, der zweite und dritte Akt der amerikanischen Amkino-Verleihkopie – gilt als einziges zu Lebzeiten realisiertes Drehbuch Andrej Platonovs. Seine Erzählung Die Sandlehrerin, entstanden 1926, und die entsprechenden Libretti wurden von der Szenaristin 1930 allerdings einer fundamentalen Korrektur unterzogen, sodass „aus einem philosophischen Gleichnis über Mensch und Naturgewalt sukzessive ein Agitfilm über Kollektivierung wurde“ (Anna Kovalova). Wenngleich Platonovs Nomaden also keine Existenzberechtigung mehr hatten, lebt doch sein zentraler Held auch im Film: der Sand. Komplex ist auch das Verhältnis zwischen Fedins Romanexperiment Städte und Jahre (1924) – dessen Story sich von Schwabing über Dresden nach Petrograd und vom Großen Krieg bis ans Ende des Bürgerkriegs zieht – und Evgenij Cervjakovs filmischer Umsetzung, von der zwar zwei Akte fehlen, die aber eine unglaubliche psychologische und dramatische Intensität erreicht – besonders im entscheidenden Steppen-Duell am Ende des Films: Andrej und Kurt sind Freunde – aber Klassenfeinde. (bw)