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Zu Gast: Róża Berger-Fiedler

Herr Schmidt von der Gestapo – Filmische Dokumentation einer Beamtenkarriere

Mit Henry Schmidt (1912-1996) steht 1987 erstmals in der DDR ein wichtiger Schreibtischtäter des Holocausts vor Gericht. Jahrzehntelang hatte er zuvor in der Mitte der sozialistischen Gesellschaft gelebt. Der SS-Mann Schmidt, der auch als „Eichmann von Dresden“ bezeichnet wurde, machte im Nationalsozialismus in der Gestapo Karriere, für die er schließlich die Erfassung, Registrierung und Deportation der Dresdner Juden nach Theresienstadt organisierte. Dass Schmidt in der DDR, die sich doch dem Antifaschismus verschrieben hatte, so lange unentdeckt blieb und sogar als Aktivist der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet wurde, machte diesen Fall so besonders. Dem Auftrag, den Prozess zu dokumentieren, kam Róża Berger-Fiedler auf ganz eigene Weise nach: mit sparsamem Sprecherton, assoziativen Montagen, einmontierten Fotos, Dokumenten und Zeitungsartikeln, alles in nüchternem Schwarzweiß. „Ein Bildkommentar versucht, Antworten zu geben. Die sich zu einer Einheit fügenden Ausschnitte aus dem Prozeß, der zurückhaltende Kommentar der Autorin, der wie ein innerer Monolog wirkt, geben dem Zuschauer Zeit, Gesagtes nachklingen zu lassen. Auf Fragen möglicherweise eine eigene Antwort zu finden. Oder neue Fragen?“ (Leipziger Volkszeitung, 19.07.1989) (ps)