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„Eingetrockneten Humor“ attestierte Werner Fiedler seinen Landsleuten in der Neuen Zeit vom 16. November 1945. Zugleich erfreute er sich an überdrehten amerikanischen Komödien wie I Married a Witch. Eine wiederauferstandene Hexe möchte darin Rache an den Nachfahren ihrer Peiniger nehmen. Doch mal wieder kommt die Liebe dazwischen. Das ist eine Filmhandlung, wie Fiedler weiter feststellt, die im NS-Kino undenkbar war: „Nun können wir uns endlich wieder einmal an ein paar Filmen freuen, in denen Hexen, Geister und andere Spukedinger ihr bezauberndes Unwesen treiben und in denen man sich wieder einmal auf die Zauberkraft des Films und auf seine magischen Mittel besonnen hat.“ Selbst die amerikanischen Kulturoffiziere sind verblüfft, dass nach dem Start im Marmorhaus am 10. Oktober 1945 innerhalb kürzester Zeit alle Vorstellungen ausverkauft sind. I Married a Witch bietet Eskapismus pur und doch durchweht ihn „ein mild anarchischer Wind, den die Besatzungsmächte im Sinne einer Erziehung zum Humanen gutgeheißen haben könnten“ (Tilman Schumacher).

Die Welt im Film zeigt unter anderem Charles de Gaulle auf Amerikareise, den Boxer Max Schmeling vor Gericht und die japanische Kapitulationserklärung. Im vom Office of War Information produzierten Vorfilm The Town wird die Kleinstadt Madison, Indiana als Archetyp und Idealbild des amerikanischen Gemeinwesens um Freiheit, Toleranz und nachbarschaftliche Werte präsentiert. (fl)

Tilman Schumacher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

I Married a Witch


US 1942
35mm
OF

R: René Clair, B: Robert Pirosh, Marc Connelly, K: Ted Tetzlaff, D: Frederic March, Veronica Lake, Cecil Kellaway, 77‘

Welt im Film Nr. 22


D (West) 1945
35mm
OF

19‘

The Town


US 1944
35mm
OF

R: Josef von Sternberg, 11‘