Direkt zum Seiteninhalt springen

Einführung am 20.08.: Dr. Kayo Adachi-Rabe

Kokkuri ist eine seit der Meiji-Ära in Japan bekannte Hexenbrett-Variation, mit deren Hilfe der Animus Kokkuri-san angerufen werden kann, eine Mischung aus Fuchs, Hund und Waschbär. Die Popularität des okkulten Spiels insbesondere unter jungen Mädchen führte dazu, dass das Geisterkontakt-Tool in den 1990er-Jahren an japanischen Schulen verboten wurde. In Takahisa Zezes erstem dezidierten Nicht-Pinku eiga sind es die Schülerinnen Mio, Hiroko und Masami, die mit Kokkuri experimentieren. Auf die Idee gebracht wurden sie von der Radio-Call In-Show Midnight Hour, die Hiroko und Masami obsessiv verfolgen – und die von Mio ohne Kenntnis ihrer Freundinnen unter dem Pseudonym Michiru moderiert wird. Der Kontakt zum Übersinnlichen führt für die Teenagerinnen zu einigen unangenehmen Offenbarungen und lässt außerdem ein mysteriöses Geistermädchen in ihr Leben treten.

Zezes einzige Produktion für das ehemalige Roman Porno-Studio Nikkatsu teilt Story-Elemente mit den bemerkenswerterweise später entstandenen J-Horror-Hits Ringu (1998) und Juon (2002) und enthält zudem Referenzen auf Nicolas Roegs Don’t Look Now und den kanadischen Geistergrusel The Changeling. Anstatt ein Horrorfilm im engeren Sinne ist das ohne drastische Effekte und traditionelle Schockmomente auskommende Werk aber über weite Strecken eher ein leises Traumabewältigungs- und lesbisches Liebes-Drama – das allerdings mit dem im selben Jahr erschienenen, rabiateren Raigyo sympathischerweise den tiefsitzenden Pessimismus teilt. Zezes bisher einzige klassische Horrorarbeit folgte 2000 mit dem nicht untertitelt vorliegenden The Breed. (chl)