Mein schönes kurzes Leben
Mein schönes kurzes Leben
BRD 1970, R/B: Klaus Lemke, K: Bernd Fiedler, M: The Can, D: Michael Schwankhart, Claudia Littmann, Sylvie Winter, Dennis Heinrich, Eberhard Maier, Bernd Theobald, Sylvia Kekulé, Eva Pampuch, Sigi Graue, Peter Berling, 67’ · DigiBeta
SO 11.12. um 20.30 Uhr + MI 14.12. um 20 Uhr / Einführung: Jan Gympel
Klaus Lemke, Jahrgang 1940, ist nicht nur einer der wenigen noch immer aktiven „Jungfilmer“ der Sixties. Er zählt auch zu den wenigen deutschen Regisseuren seiner Generation, die bei den heute Jungen eine große Fangemeinde haben – nicht zuletzt, weil er mit seinen realitätsnahen, oft mit geringem Budget produzierten Spielfilmen noch immer den Finger am Puls der Zeit hat. Vor fast einem halben Jahrhundert war das nicht anders: „Mischa ist ein Hip. Andere würden ihn als Gammler bezeichnen und ihn dabei an Kriterien eben jener Gesellschaft messen, mit der Mischa nichts mehr zu tun hat: Arbeit, Leistung, Erfolg, Besitz. Mischa lebt außerhalb dieser Gesellschaft, er hat sich von ihr distanziert, ohne großen Aufwand, ohne sie zu kritisieren: sie ist ihm gleichgültig, er interessiert sich nicht für sie, er interessiert sich für sich selbst.“ So kündigte der ARD-Pressedienst 29/70 die Erstausstrahlung von Lemkes (nach Brandstifter) zweitem Fernsehfilm an: Die recht lakonisch erzählte Geschichte eines jungen Mannes, der sich treiben lässt, als Dealer Geld zu machen versucht und ungewohnte Energie entwickelt, als er sich in eine schöne Frau verliebt. Lemke drehte Mein schönes kurzes Leben hauptsächlich in München, mit Freunden und Bekannten vor der Kamera und unter Produktionsbedingungen, mit denen er seinen bereits erworbenen Ruf bestätigte: „Hippie-Chaos im TV-Studio – ‚Mein schönes kurzes Leben’ im Haschrausch gedreht“ titelte die Berliner Morgenpost vom 14.6.1970. Die Meinungen der Kritiker gingen weit auseinander, häufig beklagt wurde, Lemke habe nichts zu Ursachen und Hintergründen gesagt, sondern eine bloße Milieustudie geliefert, und dies auf ästhetisch (fast zu) ansprechende Weise: „Daß immer wieder zwingende Bilder, intensive Sequenzen Spannung halten, ist der sensiblen Kameraführung von Bernd Fiedler zu verdanken. Autor und Regisseur Klaus Lemke aber hat einen Film gedreht, der vielleicht seinen eigenen Traum reproduzieren soll – einen Traum, den seit der Jugendbewegung viele junge Leute träumen: das Glück zu finden außerhalb der Zwänge und Leistungsansprüche einer unmäßig fordernden Gesellschaft.“ (Heike Mundzeck, Die Welt, 16.7.1970). (gym)
Klaus Lemke, Jahrgang 1940, ist nicht nur einer der wenigen noch immer aktiven „Jungfilmer“ der Sixties. Er zählt auch zu den wenigen deutschen Regisseuren seiner Generation, die bei den heute Jungen eine große Fangemeinde haben – nicht zuletzt, weil er mit seinen realitätsnahen, oft mit geringem Budget produzierten Spielfilmen noch immer den Finger am Puls der Zeit hat. Vor fast einem halben Jahrhundert war das nicht anders: „Mischa ist ein Hip. Andere würden ihn als Gammler bezeichnen und ihn dabei an Kriterien eben jener Gesellschaft messen, mit der Mischa nichts mehr zu tun hat: Arbeit, Leistung, Erfolg, Besitz. Mischa lebt außerhalb dieser Gesellschaft, er hat sich von ihr distanziert, ohne großen Aufwand, ohne sie zu kritisieren: sie ist ihm gleichgültig, er interessiert sich nicht für sie, er interessiert sich für sich selbst.“ So kündigte der ARD-Pressedienst 29/70 die Erstausstrahlung von Lemkes (nach Brandstifter) zweitem Fernsehfilm an: Die recht lakonisch erzählte Geschichte eines jungen Mannes, der sich treiben lässt, als Dealer Geld zu machen versucht und ungewohnte Energie entwickelt, als er sich in eine schöne Frau verliebt. Lemke drehte Mein schönes kurzes Leben hauptsächlich in München, mit Freunden und Bekannten vor der Kamera und unter Produktionsbedingungen, mit denen er seinen bereits erworbenen Ruf bestätigte: „Hippie-Chaos im TV-Studio – ‚Mein schönes kurzes Leben’ im Haschrausch gedreht“ titelte die Berliner Morgenpost vom 14.6.1970. Die Meinungen der Kritiker gingen weit auseinander, häufig beklagt wurde, Lemke habe nichts zu Ursachen und Hintergründen gesagt, sondern eine bloße Milieustudie geliefert, und dies auf ästhetisch (fast zu) ansprechende Weise: „Daß immer wieder zwingende Bilder, intensive Sequenzen Spannung halten, ist der sensiblen Kameraführung von Bernd Fiedler zu verdanken. Autor und Regisseur Klaus Lemke aber hat einen Film gedreht, der vielleicht seinen eigenen Traum reproduzieren soll – einen Traum, den seit der Jugendbewegung viele junge Leute träumen: das Glück zu finden außerhalb der Zwänge und Leistungsansprüche einer unmäßig fordernden Gesellschaft.“ (Heike Mundzeck, Die Welt, 16.7.1970). (gym)