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Roksana Smirnova (Klavier) + Misha Kalinin (Gitarre)
Video-Einführung (auf Englisch): Peter Bagrov

Jahrzehnte lang galt dieses Schlüsselwerk des sowjetischen Avantgardefilms als verschollen, da tauchte in Argentinien eine Kopie auf. Aufwendig restauriert, kehrt der Film jetzt nach 97 Jahren auf die Leinwand zurück. Eine junge Mutter (Anna Sten) gesteht ihrem Ehemann, dass ihr gerade geborenes Kind nicht von ihm ist. Der Mann bricht vor Schmerz beinahe zusammen und beginnt das Kind zu hassen. Dann: Das Haus brennt, Mutter und Kind droht der Tod in den Flammen, der Mann, der nicht der Vater ist, muss handeln.

Anders als die großen politischen Montagefilme von Sergei Eisenstein konzentriert sich der wiederentdeckte Regisseur Yevgenii Cherviakov auf die Konflikte des Alltags und schafft ein poetisches Kino eigener Art. Er vertraut dem Spiel der Augen und holt die Emotionen der Figuren ganz nah heran. Als der Film unter dem Titel Das Kind des Anderen im November 1928 in Berlin läuft, schreibt Rudolf Arnheim: „Anna Sten, die, wenn sie will, so schön aussehen kann wie die Lee Parrys aller Produktionen aussehen würden, wenn es sich irgend machen ließe, schont ihr edles Gesicht nicht vor den Niederschlägen der dramatischen Handlung. Sie gibt das hastige Geplapper einer ängstlichen Sünderin ebenso glaubhaft wie die Starre einer bleichen Totenmaske, und einmal bricht überraschend aus so viel Ernst die blühende Lieblichkeit eines mütterlichen Lächelns.“ (Die Weltbühne, 27.11.1928) Die Berliner Volks-Zeitung resümiert: „Was in diesem realistischen, im heutigen Petersburg spielenden Filmwerk an schauspielerischen Einzelleistungen, an gefühlsbetonter Bildkunst, an Echtheit der Typen gezeigt wird, ist etwas noch nicht Dagewesenes, etwas Einzigartiges.“ (21.11.1928) (ps)

Wir zeigen die Restaurierung des George Eastman Museum in Rochester von 2025.

Die Pianistin Roksana Smirnova und der Gitarrist Misha Kalinin stammen aus Odesa und leben zurzeit in Berlin.

Peter Bagrov ist Senior Curator am George Eastman Museum in Rochester (USA) und leitete dort die Restaurierung von Moi Syn. Er ist Präsident des Internationalen Verbandes der Filmarchive (FIAF).

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